Deutsche Hochschulen sind bei ausländischen Studierenden beliebt. Die hiesigen Universitäten genießen in vielen Ländern einen guten Ruf. Außerdem fallen keine Studiengebühren, sondern lediglich ein geringer Semesterbeitrag an.
Man könnte meinen, dass viele der ausländischen Studierenden aus den EU-Mitgliedsstaaten stammen. Tatsächlich ist aber auch der Anteil an Personen aus Drittstaaten sehr hoch. Viele kommen aus Indien, China oder der Türkei extra für das Studium nach Deutschland. Um hier an einer Universität aufgenommen zu werden, müssen sie häufig ein Studienkolleg besuchen. Dort sollen sie auf die deutsche Hochschule vorbereitet werden.
Als Voraussetzung für die Aufnahme im Studienkolleg müssen sie aber ihre deutschen Sprachkenntnisse nachweisen und mindestens ein B1-Zertifikat vorlegen können. Neben dem Visum und der Wohnungssuche solltest Du Dich also unbedingt um das Erlernen der deutschen Sprache und um einen anerkannten Nachweis dafür kümmern.
Was hat es mit dem B1-Zertifikat auf sich?
Um Fremdsprachenkenntnisse europaweit einheitlich vergleichbar zu machen, wurde der gemeinsame europäische Referenzrahmen eingeführt. Nach dessen Regelungen wird das Sprachniveau in sechs verschiedene Level unterteilt:
- A1: Das erste Level ist erreicht, wenn Anfänger sich vorstellen und weitere Angaben zu ihrer Person machen können. Sie können zum Beispiel erklären, woher sie kommen, wo sie wohnen und wie alt sie sind.
- A2: Die Schüler können einfache Sätze bilden und über alltägliche Dinge sprechen.
- B1: Bei B1 ist ein Sprachniveau erreicht, das selbstständiges Sprechen erfordert. Außerdem können die Schüler Muttersprachler verstehen, sofern diese keine zu komplexen Konstruktionen anwenden und auf Fachsprache verzichten.
- B2: Ab diesem Sprachlevel fällt den Schülern ein Gespräch in der Zielsprache leicht. Sie können sich ohne Probleme verständigen. Dabei können sie auch abstrakte Themen behandeln.
- C1: Jetzt ist fließendes Sprechen möglich. Auch komplexe Sachverhalte und längere Texte stellen kein Problem mehr dar.
- C2: Wer diese Stufe erreicht, spricht annähernd so gut und fehlerfrei wie ein Muttersprachler.
Mit einem B1-Zertifikat kannst Du also nachweisen, dass Du ein bestimmtes Sprachniveau in einer Sprache Deiner Wahl erreicht hast. Das Zertifikat kannst Du zum Beispiel bei einer Sprachschule bekommen. Zudem besteht die Möglichkeit, an einem Test beim Goethe-Institut teilzunehmen. Das ist mit Standorten in mehreren deutschen Städten vertreten.
Wie läuft die Prüfung für das B1-Zertifikat ab?
Die Prüfungen sind einheitlich gestaltet, sodass es egal ist, für welches Institut Du Dich entscheidest. Um erfolgreich zu bestehen, musst Du Dein Lese- und Hörverständnis nachweisen, mit Deinem Prüfungspartner in der Zielsprache sprechen und selbst einen Text verfassen. Der zeitliche Rahmen sieht folgendermaßen aus:
- Lesen: 65 Minuten
- Schreiben: 60 Minuten
- Hören: 40 Minuten
- Sprechen: 15 Minuten.
Die Prüfer bewerten dann anhand des europäischen Referenzrahmens, ob Deine Sprachkenntnisse für das Niveau B1 genügen. Wenn das der Fall ist, wird Dir ein Zeugnis ausgestellt, das unbegrenzt gültig ist. Es kann aber sein, dass Dein Arbeitgeber oder eine Bildungsinstitution ein Zeugnis verlangen, das nicht älter als zwei Jahre ist. Informiere Dich deswegen vorab unbedingt, wie aktuell das Zertifikat sein muss. Das Goethe-Institut bietet ein B1-Zertifikat für Jugendliche an. Dafür solltest Du mindestens ein Alter von zwölf Jahren erreicht haben. Wenn Du bereits 16 Jahre alt bist, kannst Du direkt an dem Test für das B1-Zertifikat für Erwachsene teilnehmen.
Tipps für die Prüfungsvorbereitung
Um Dich optimal auf die Prüfung vorzubereiten, solltest Du einen Sprachkurs besuchen. Um die Stufe B1 zu erreichen, benötigst Du ungefähr 350 bis 650 Unterrichtseinheiten mit einer Dauer von jeweils 45 Minuten. Dabei kommt es natürlich auch darauf an, wie viel Du selbstständig lernst und wie schnell Deine Auffassungsgabe ist. Wenn Deine Muttersprache mit dem Deutschen verwandt ist, fällt Dir das Lernen gegebenenfalls leichter.
- Besuche einen Sprachkurs in Präsenz oder entscheide Dich für ein Online-Angebot
- Versuche in der Freizeit so viel wie möglich zu lernen und such Dir gegebenenfalls einen Sprachtandem-Partner.
- Simuliere die Prüfungssituation, um bei der echten Prüfung gelassener zu sein und mehr Selbstvertrauen zu haben.
Die Nutzung von Online-Kursen ist für Ausländer besonders praktisch, da sie sich so von ihrem Heimatland aus auf die Prüfung vorbereiten können.
Als Ausländer in Deutschland studieren? So funktioniert es!
Wer in Deutschland studieren möchte, muss die Hochschulreife nachweisen. Das kann über das Abiturzeugnis oder im Fall einer Fachhochschule mithilfe eines Fachabiturzeugnisses erfolgen. Ausländische Schulabschlüsse werden anerkannt, sofern sie zum Studium an einer Hochschule qualifizieren und mit dem deutschen Abitur vergleichbar sind.
Für die Anerkennung wendest Du Dich an die zuständige Stelle in Deinem Bundesland. In Nordrhein-Westfalen wäre das zum Beispiel die Zentrale Zeugnisanerkennungsstelle der Bezirksregierung Düsseldorf. Alternativ besteht die Möglichkeit, ein Studienkolleg zu besuchen und darüber die Hochschulreife zu erwerben. Dafür musst Du aber, wie bereits erwähnt, das B1-Zertifikat vorlegen können.
Auch für die Aufenthaltsgenehmigung sind Sprachkenntnisse notwendig
Für bestimmte Aufenthaltsgenehmigungen musst Du in Deutschland ebenfalls B1-Sprachkenntnisse vorweisen können. Wenn Du fünf Jahre lang im Land gelebt hast, kannst Du den Daueraufenthalt-EU beantragen. In diesem Fall brauchst Du ein B1-Zertifikat und musst weitere Voraussetzungen wie einen gesicherten Lebensunterhalt und regelmäßige Beitragszahlungen zur Rentenversicherung erfüllen.
Für den Fall, dass Du im Zuge des Familiennachzuges nach Deutschland kommst, genügt das Sprachniveau A1. Denk aber daran, dass Dir die besseren Sprachkenntnisse auch bei der Integration im Land helfen und Behördengänge sowie die Kommunikation mit der Hochschule oder mit dem Arbeitgeber erleichtern werden.
Wenn Du ein Visum zu Studienzwecken beantragst, wirst Du ebenfalls einen Nachweis über Deine Deutschkenntnisse erbringen müssen. Dabei hast Du verschiedene Optionen. Nicht immer musst Du ein europäisches Sprachzertifikat vorlegen. Es kann auch der Nachweis über die Anmeldung zu einem studienvorbereitenden Intensiv-Sprachkurs mit mindestens 18 Wochenstunden genügen.
Wenn Du Probleme mit der Beantragung Deines Visums hast oder Dir nicht sicher bist, welche Voraussetzungen für bestimmte Aufenthaltsgenehmigungen gelten, kannst Du Dir juristischen Rat einholen und online einen Anwalt finden, der Dir weiterhilft und Deinen speziellen Fall genau unter die Lupe nimmt.
Akademische und berufliche Chancen dank guter Sprachkenntnisse
Abschließend lässt sich sagen, dass Du mit einem B1-Zertifikat Deine Chancen auf ein Studium in Deutschland deutlich erhöhen kannst. Bedenke aber, dass Du damit lediglich den Zugang zu einem Studienkolleg erlangst. Wenn Du Dich direkt an einer Hochschule einschreiben möchtest, musst Du das Sprachniveau C2 besitzen. Das gilt zumindest dann, wenn es sich um einen deutschsprachigen Studiengang handelt.
Gute Deutschkenntnisse können außerdem Deine beruflichen Chancen verbessern. Selbst wenn Du in einem internationalen Konzern anfängst, wirst Du schnell feststellen, dass die bevorzugte Geschäftssprache dennoch in der Regel Deutsch ist. Um mit Deinen Kollegen auf Augenhöhe kommunizieren zu können und auch Feinheiten und Nuancen zu verstehen, brauchst Du ein ausreichend hohes Sprachniveau. Das B1-Zertifikat ist ein guter Anfang und zeigt Deinem potenziellen Arbeitgeber, dass Du bereit bist, Zeit in das Lernen der Sprache zu investieren.