Was habt ihr so vor Augen, wenn ihr „Weinbetriebswirtschaft“ hört? Mit Betriebswirtschaft kann ich ja noch was anfangen, aber das mit Wein kombiniert? Wie soll das denn gehen? Aber dieses Studium gibt es wirklich. Einer, der sich da besonders gut auskennt, ist Thorben (26), der seinen Bachelor in Heilbronn und seinen Master in Offenburg gemacht hat. Und den durfte ich für euch in der letzten Woche interviewen.
Weinbetriebswirtschaft? Was ist das überhaupt?
Wahrscheinlich habt ihr, wie ich auch, noch nie von Weinbetriebswirtschaft gehört. Deswegen habe ich Thorben als erstes gleich gefragt, wie er denn sein Studium jemandem erklären würde, der noch nie etwas davon gehört hat. Seine Antwort: „Das ist zu 70% ein ganz normales BWL – Studium aber 30% sind anwendungsbezogen auf das Thema Wein spezialisiert.“ Wie Lehrveranstaltungen, die sich um das Thema Wein drehen, so heißen? „Also Lehrveranstaltungen waren z.B. Sensorik, Weinmarketing, Weinreich, Önologie, Weinbau oder auch Kostenrechnung in der Weinwirtschaft. Ich persönlich habe dann meinen Schwerpunkt im Bachelorstudium auf Weinmarketing gesetzt.“
Warum studiert man sowas?
Auf mich wirkt dieses Studium doch sehr speziell. Was also hat Thorben dazu bewogen, dieses Studium anzufangen? Er erklärt es mir seinen Weg folgendermaßen: „Ich habe zuerst nach meinem Abitur ein Bauingenieur Studium an der Uni in Stuttgart angefangen. Dann habe ich aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist und habe mich dafür entschieden, meinen Interessen nachzugehen und lieber an einer Hochschule zu studieren. Ich habe mich schon immer für das Thema „Genuss“ interessiert und bin so auch auf den Studiengang gekommen. Ich hatte jetzt keinen Weinhintergrund von Zuhause aus, sondern war da eher ein Quereinsteiger.“
Warte, ein Weinhintergrund? Hatten das denn viele der anderen Studierenden und war Thorben da dann nicht eher eine Art Außenseiter? Doch Thorben beruhigt mich da schnell. In Wirklichkeit war das Verhältnis da ziemlich ausgeglichen: „Etwa 50% hatten diesen Hintergrund, die andere Hälfte waren Quereinsteiger wie ich.“
Was gefällt dir an deinem Studium?
Nun interessiert mich aber, was Thorben an seinem Studium besonders gut gefallen hat. Er fand es gut, dass sein Studium eben auch ein BWL – Studium war, aber gleichzeitig sehr anwendungsbezogen. „Im wahrsten Sinne des Wortes nicht so trocken!“, sagt er dazu. „Man hat das Gelernte gleich in der hochschuleigenen Firma „Perspektive Wein“ anwenden können. Außerdem haben wir uns verschiedenste Weinbaubetriebe angeschaut und dort die Herstellungsabläufe auch live kennengelernt. Außerdem gefiel es mir, dass wir nur so um die 25 Studierende waren. Das war dann sehr familiär und machte die Lernatmosphäre angenehm. Außerdem konnte man neben dem normalen Studium noch WSET-Kurse ablegen.“
WSET-Kurse? Was ist das denn bitte? WSET steht für „Wine & Spirit Education Trust“ und bietet Interessierten und allen, die sich beruflich zum Thema Wein weiterbilden möchten, Kurse und Möglichkeiten an, Qualifikationen zu erwerben, die global anerkannt werden.
Und was magst du gar nicht?
Meine Frage, ob es etwas gab, dass Thorben gar nicht gefallen hat, kann er so jetzt gar nicht beantworten: „Ich denke, es gibt in jedem Studium Fächer oder Phasen, in denen man nicht ganz so begeistert von dem ist, was man machen muss.“ Aber: „Im Grundstudium muss man eben auch hier, wie in jedem anderen BWL Studium durch KLR, VWL, Buchführung und Statistik durch.“
Was macht einen Studenten deines Studiums aus?
Was jemand, der Weinbetriebswissenschaft studieren will, so an Voraussetzungen mitbringen soll? Interesse am Thema Wein natürlich! Aber nicht nur das: „Es sind auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse und biologisches und chemisches Wissen gefragt. Weinbetriebswirtschaft ist ein sehr spezieller Studiengang, den es so wahrscheinlich kein zweites Mal gibt und dessen sollte man sich bewusst machen. Man lernt alles über den Anbau von Wein, über die Herstellung und über jeden Schritt bis hin zum Verkauf des Endprodukts!“
Okay, also kein kompliziertes Aufnahmeverfahren, auf das man sich psychisch vorbereiten muss? Keine fünfzehn Prüfungsgespräche, für die man ganze Bücher auswendig lernen muss? „Nein, da gab es zumindest bei mir damals noch keine Besonderheiten. Man hat sich ganz normal drauf beworben, wie auf jeden anderen Studiengang auch.“
Und nach dem Studium?
Das ist gut zu wissen! Jetzt noch die Frage, die mich und viele meiner StudienkollegInnen sofort in eine Sinnkrise stürzt: Was macht man denn dann danach? Thorben hat nach dem Bachelor gleich noch ein Masterstudium angehängt und das Anfang des Jahres auch erfolgreich beendet. Jetzt fängt er Mitte August bei Hubert Burda Media an, wo er bei der Digitalisierung vom Gault & Millau-Restaurant- und Weinführers hilft.
Der beste Wein…
Eines will ich aber noch wissen, bevor wir dieses Interview beenden. Was ist eigentlich Thorbens Lieblingswein? Beziehungsweise: Gibt es einen Wein, den Thorben den Lesern des Studibuch-Magazins empfehlen will? „Nun, das kann man nicht pauschal sagen!“, lautet die Antwort des Experten. „Aber ein Wein, den ich gerne und oft trinke, ist der Weißburgunder Michelsberg vom Weingut Sander in Mettenheim.“ Na, wenn das der Experte sagt, muss ich den fast auch mal ausprobieren.
Was sagt ihr zum Studium der Weinbetriebswirtschaft? Habt ihr schon mal davon gehört? Studiert ihr es vielleicht sogar ebenfalls? Lasst es mich auf jeden Fall wissen und schreibt es uns in die Kommentare!