Hast Du den Kühlschrank immer für absolut selbstverständlich gehalten und kannst Dir ein Leben ohne Kühlschrank nicht vorstellen? Schließlich hat jeder einen und er war schon immer da. Doch es gibt Menschen in Ländern, die entweder über keinen Stromanschluss verfügen oder sich keinen Kühlschrank leisten können.
Falls Du bisher nie darüber nachgedacht hast: Natürlich kann man Leben ohne Kühlschrank. Teilweise gehört bestimmtes Gemüse dort auch nicht hin. Über alternative Lagermethoden nachzudenken hat mehrere Vorteile: Durch richtiges Lagern kann die Obst- oder Gemüsesorte länger frisch gehalten werden. Geschmack und Nährstoffe gehen nicht verloren und vor allem kannst du unnötige Verschwendung verhindern. Da der Kühlschrank gerne mal eine Keimfabrik sein kann (man denke zum Beispiel an diverse Mitbewohner), ist es nicht schlecht über Lagerungen außerhalb des Kühlschranks nachzudenken. Ist Dein Kühlschrank oft überfüllt und Du musst leider übersehenes Essen wegschmeißen? In diesem Artikel findest Du Tipps und alternative Ideen wie Du Lebensmittel richtig lagern kannst, inklusive für den Katastrophenfall: kaputter Kühlschrank.
Tipps zum Lebensmittel richtig lagern
Wenn Du die Lebensmittel richtig lagerst, sind sie länger haltbar. Außerdem kannst Du Abfälle verhindern. Eine richtige Aufbewahrung ermöglicht die optimale Qualität des Gemüses oder Obst. Auf mehreres kann hier geachtet werden:
Obst und Gemüse nicht zusammen lagern
Oft können Gase, die beim Reifungsprozess des Obstes entstehen, das Gemüse schneller verfallen lassen.
Nicht-nachreifende und nachreifende Obstsorten unterscheiden
Zu wissen, welches Obst direkt zum Verzehr ist und welches noch nachreifen muss, kann Verschwendung verhindern. Außerdem kann man gezielter Einkaufen: nachreifendes Obst, das womöglich schon leichte Druckstellen hat, kann gekauft werden, wenn man es direkt essen möchte. Ansonsten kannst Du darauf achten, dass es frisch ist. So kann es Zuhause noch ein wenig liegen.
Ethylen-abgebende und Ethylen-empfindliche Obstsorten getrennt lagern
Obstsorten, die Ethylen ausstoßen, wie beispielsweise Äpfel sollten nicht neben empfindlichem Obst wie Zitrusfrüchten liegen, da diese sonst schneller reifen.
Unproblematische Lebensmittel
Generell lassen sich Lebensmittel wie Nudeln und Konserven ewig lagern. Zucker und Salz scheinen uns überdauern zu können. Um Gewürze länger lagern zu können, einfach ein wenig Reis dazu geben. Beeren und co, das außerhalb des Kühlschranks schnell verdirbt, können getrocknet oder zu Marmelade verarbeitet werden. So halten sie sich in der Vorratskammer lange. Hochprozentige alkoholische Getränke müssen nicht in den Kühlschrank. Dunkle Orte und Zimmertemperatur reichen vollkommen aus.
Dinge, die zuerst gegessen werden sollen
Gemüse, das im Kühlschrank länger haltbar ist, sollte zuerst auf dem Tisch landen. Dazu zählen Salate, Spinat, Broccoli, Karotten und Kräuter (außer Basilikum).
Wasserhaltiges Gemüse & Südfrüchte
Gemüsesorten, die viel Wasser enthalten, müssen sowieso nicht in den Kühlschrank, dazu zählen Gurke, Zucchini, Paprika, Aubergine und Tomaten. Obst, das aus wärmeren Regionen stammt, muss nicht kühl gelagert werden: Anans, Apfel, Banane, Grapefruit, Mandarine, Mango, Orange, Papaya, Melone und Wassermelone. Ebenso verhält es sich mit Zitrusfrüchten.
Wurzelansatz, Wurzelgemüse & Knollen
Alles, was den Ansatz von Wurzeln hat, kann ins Wasser gestellt werden. Das könnten Lauch und Lauchzwiebeln sein, sowie Salat mit Wurzelballen und Fenchel. Wurzelgemüse kann leicht feucht gehalten werden. Kartoffeln mögen es am liebsten kühl, trocken und dunkel. Ideal wäre natürliche eine Vorratskammer, wenn Du keine hast kommen die Knollen nicht in den Kühlschrank. Denn dort kann die Luft nicht zirkulieren. Am besten kannst Du sie in Jutebeuteln isoliert aufbewahren.
Eier und Soßen
Frische Eier halten sich eine Woche. Außerdem kannst Du durch den Wasserbadtest leicht prüfen, ob sie noch gut sind. Scharfe Soßen und Senf belagern unseren Kühlschrank, dabei müssen sie das überhaupt nicht. Im dunklen Schrank gefällt es ihnen ebenso gut.
Lebensdauer erhöhen
Die genannten Aufbewahrungstipps dienen dazu, die Lebensdauer von Obst und Gemüse ideal auszunutzen. Doch natürlich möchte man die Lebensdauer verlängern und das funktioniert natürlich nur mit Kühlung. Im Winter wäre ein kaputter Kühlschrank offensichtlich weniger tragisch, denn das Wetter kann genug zu einer Kühlung beitragen: Mit einer Kühltasche kombiniert kann man das zu kühlende einfach rausstellen. Im Sommer hingegen sieht das schon ein wenig herausfordernder aus. Eine Kühltasche kann ebenfalls nachts mit Inhalt rausgestellt und tagsüber wieder reingeholt werden. Ansonsten gibt es noch weiteres, das Du umsetzen kannst.
Verdunstung
Wie bereits erwähnt gibt es Lebensumstände in der Welt, die keinen Kühlschrank berücksichtigen. Aus diesem Grund greifen inzwischen viele gemeinnützige Organisationen auf eine bestimmte Kühlschrank Idee zurück. In den 90ern wurde von dem nigerianischen Hochschullehrer Mohammed Bah Abba der Verdunstungskühlschrank erfunden wurde. Er wurde im Norden Nigerias schon über 100.000 in Umlauf gebracht. Der Topf in Topf Kühlschrank oder Tonkrugkühler funktioniert ganz einfach durch Verdunstung: Wenn Wasser verdunstet, wird der Umgebungsluft Energie entzogen. Dies führt wiederum zu einer verringerten Lufttemperatur. Der Verdunstungskühlschrank nutzt dies, indem zwei Tonkrüge ineinander gestellt werden. Zuerst wird auf den Boden des größeren Krugs Sand ausgelegt. Nachdem der kleine Krug in den großen gestellt wird, wird ebenfalls Sand in die Zwischenräume gestreut und voilà die Arbeit ist fast vollendet. Der Sand muss nun nur noch mit kaltem Wasser feucht gehalten werden. Als Deckel dient ein feuchtes Tuch. Das Wasser verdunstet an der Außenwand des Tonkrugs und entzieht die Wärmeenergie des inneren Raumes. Dadurch sind die Lebensmittel im inneren Krug länger frisch. Er ist leicht selbst zu bauen. Auch spart er Energie. Beim Camping oder Grillen im Freien kann der Tonkrugkühler ebenfalls super genutzt werden.
Design meets Food
Die Designer Jihyrun Ryou (Korea) und David Artuffo (Italien) starteten 2008 das Projekt SAVE FOOD FROM THE FRIDGE: Sie kombinierten Design mit einer optimalen Lagerungsstrategie von Nahrungsmitteln. Ergebnis sind alltagstaugliche Regale, die die Biologie des Obstes oder Gemüses nutzen. Dabei nutzen die beiden Designer ihre kulturellen Geschichten, um ihren Fokus auf das Essen zu legen. Beispielsweise entwarfen sie ein Holzregalbrett mit Wänden zu den Seiten. In der Mitte sind Holzstangen angebracht, die das Gemüse tragen. Direkt unter dem Gemüse auf dem Boden des Regals ist eine Schale angebracht. Diese wird mit Wasser aufgefüllt, das wiederum verdampft und das obige Gemüse kühlt. Mehr Informationen kannst Du auf ihrer Seite http://www.savefoodfromthefridge.com/ anschauen. Außerdem gibt es einen Blog, auf dem du dein Wissen um Essen und Lagerung teilen kannst.
Solarkühlschränke
Vor allem für Gegenden ohne Strom wurde das bekannte Projekt „SolarChill“ mit Unterstützung von Greenpeace ins Leben gerufen. Ziel ist es einen Medikamentenkühler zu entwerfen, der gleichzeitig aus klima- und umweltfreundlicher Technik bestehen soll. Noch ist der Solarkühler nicht fertig, doch war es Greenpeace bereits in den 90ern ein Anliegen Kühlsysteme zu optimieren: Ihr Greenfreeze wurde als Kühlschrank ohne schädliche Kühlmittel entwickelt.
Selbsttest Leben ohne Kühlschrank
Natürlich sagt keiner, dass Du nun Deinen Kühlschrank rausschmeißen sollst. Doch insgesamt kann es viele Vorteile haben die eigene Lagerung von Obst und Gemüse zu hinterfragen. Eine Lagerung und ein Leben ohne Kühlschrank verändert letztlich den Verbrauch. Dass man vieles überhaupt nicht in den Kühlschrank legen muss, ist auf jenen Fall ein Versuch wert zu testen. Teste die verschiedenen Haltbarkeiten und den neuen Geschmack. Ein Selbstversuch ohne Kühlschrank schadet in der Tat nicht. Denn Du wirst sehen, dass Deine Einkäufe geplant werden müssen. Dadurch kannst Du Geld sparen und produzierst Dir selbst kein Überangebot. Lebensmittel auf Wochenbasis vermitteln ebenfalls einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln. Schlechte Angewohnheiten wie etwas Neues aufzumachen, obwohl das alte noch nicht leer ist, muss man gezwungener maßen aufgeben. Du kannst das alte ja nicht kühlen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der geringeren Essensauswahl ist eine schnelle Entscheidung, was auf den Tisch kommt. Hast Du Dir schon mal Gedanken oder Erfahrungen mit der Lagerung von Lebensmitteln und einem Leben ohne Kühlschrank gemacht? Dann teile sie gerne mit uns.