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Exotenstudiengang Digital Humanities

Digital Humanities

Digital Humanities studieren?

Klingt fancy, doch was ist das? Diese Worte kriegt jeder Student der Digital Humanities zu hören. Im Falle dieser neuartig klingenden Fachrichtung ist es kaum verwunderlich, dass noch immer Uneinigkeit über dessen Definition herrscht oder gar die Frage im Raum steht, ob es sich um eine Methode oder eine Disziplin handelt. (Doch dazu später.)

Der Studiengang, der in Deutschland hauptsächlich als Master of Arts und seltener als Master of Science studiert werden kann, ist ein kleiner Allrounder unter den konsekutiven Masterstudiengängen: Denn er bewegt sich an der Schnittstelle zwischen den „klassischen“ Geisteswissenschaften und der Informatik und richtet sich an Studierende mit einem kultur- oder geisteswissenschaftlichen Bachelor. Vereinzelt wird auch Absolventen aus den Naturwissenschaften die Möglichkeit geboten, in die Humanities (dt. Geisteswissenschaften) umzusatteln.

Der Weg zum digitalen Humanisten:

Wenn Du einen naturwissenschaftlichen Bachelorstudiengang im Bereich Informatik, Computerlinguistik oder Vergleichbares gemacht hast, dich aber für geistes- und kulturwissenschaftliche Themen interessierst, kannst Du in der Anfangsphase des Studiums einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt in einem Fach deiner Wahl wie Germanistik, Anglistik oder Kunstgeschichte legen. Umgekehrt, wenn Du einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund wie Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte etc. hast, wirst Du zu Beginn des Studiums viel Informatik um die Ohren kriegen. Aber keine Panik: Wenn Du Interesse an Informatikwissen mitbringst und Deine Frustrationsgrenze ein paar Error-Meldungen verkraftet, sind auch die Programmiereinführungen zu bewältigen. Auch besteht die Möglichkeit, die neu gewonnene Leidenschaft zur Welt der Zahlen und Logik im Vertiefungsmodul der Informatik zu erweitern. Falls diese Leidenschaft nicht entfacht wurde, besteht natürlich auch die Wahlmöglichkeit, mehr Veranstaltungen in den Bereich der eigenen geisteswissenschaftlichen Disziplin zu legen.

Best of both worlds:

Während man in der eigenen Bachelor-Disziplin „normale“ Masterseminare besucht, sitzt man im Informatikmodul neben „waschechten“ Informatikern. Unter dem gemeinsamen Dach der Digital Humanities verbinden sich die Arbeitsweisen und Methoden. Denn hier werden computerbasierte Verfahren auf geistes- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen vermittelt:

Erlernt werden Verfahren zu Modellierung, Aufbereitung, Erschließung und Vernetzung, sowie Analyse und Visualisierung und Präsentation von komplexen Datenstrukturen, oder konkreter: Meist wird die Programmiersprache Python eingeführt, Grundkenntnisse in HTML und XML-Technologien, sowie Machine Learning werden vermittelt.

Ergebnisse könnten digitale Editionen und Korpora sein, Datenbanken zur Bearbeitung disziplinärer Fragestellungen oder Informationsvisualisierungen zur Gestaltung digitaler Medien. Der Studienverlauf ist von Beginn an anwendungsorientiert und verliert sich, vor allem in der Informatik, nicht zu sehr in der Theorie. Im Projektseminar wird ein gemeinsames Projekt aus den Digital Humanities bearbeitet. Der Themenwahl stehen wenig Grenzen im Weg: Sie können durch studentische Ideen motiviert sein, im Kontext aktueller Forschungsprojekte entwickelt werden oder in Zusammenarbeit mit kulturhistorischen Einrichtungen entworfen werden.

Schön und gut, und dann?

Nun soll man also zweigleisig fahren mit dem Ergebnis ein halber Geisteswissenschaftler und halber Informatiker zu sein? Ganz so drastisch ist das natürlich nicht, da sich berufliche Perspektiven in vielerlei Hinsicht eröffnen können. Akademisch besteht die Möglichkeit zur Promotion, oft auch in der klassischen geisteswissenswchaftlichen Disziplin. Im kulturellen Bereich stehen Türen im Verlag, Rundfunk, Theater, Museum, Bibliothek und im Kultur- und Veranstaltungswesen offen. Nichtzuletzt sind die erlernten technischen Fähigkeiten auch Mittel, um im wirtschaftlichen Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können.

Wo werde ich landen?

In Deutschland wird der Studiengang oder verwandte Studiengänge in unterschiedlichen Formen an mehreren Standorten angeboten. Da das Studienprogramm oft sehr unterschiedlich ausfällt und von unterschiedlichen Fachbereichen angeboten wird, wie beispielsweise aus den Literaturwissenschaften, Anglistik, Medienwissenschaften, der Geschichte oder Kunstgeschichte ist es unbedingt notwendig sich vorher gut zu informieren, worauf man sich einlässt und welche disziplinäre „Bubble“ einen begleiten wird.

An der Uni in Trier besteht die Möglichkeit auf einen Master of Science in den Digital Humanities mit einem informatischen Background zu absolvieren. In Stuttgart wird ein Masterprogramm (M.A.) von dem Institut für Literaturwissenschaft angeboten. In Würzburg an der Julius-Maximilians-Universität wird sogar ein Bachelor-Masterprogramm (of Arts) angeboten. Die Gutenberg-Universität in Mainz bietet einen Master of Arts Abschluss in dem Fach „Digitale Methodik in den Geistes- und Kulturwissenschaften“ aus dem Fachbereich der Geschichts- und Kulturwissenschaften an.

An vielen weiteren Universitäten besteht die Möglichkeit ein Nebenfach, ein Modul oder ein Summer School Programm mit einer Spezialisierung auf die Digital Humanities zu wählen. Eine kleine Auswahl wäre: Eberhard Karls Universität in Tübingen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Ludwig-Maximilians-Universität München, Paderborn, Heidelberg und einige mehr.

Haltet also unbedingt Augen und Ohren offen, denn immer mehr schleichen sich digitale Module in klassische Disziplinen oder ganze Professuren an Universitäten ein.

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Saskia: Saskia studiert Digital Humanities im Master an der Universität Stuttgart und arbeitet nebenher als Werkstudentin bei Studibuch im Lager. In ihrer Freizeit liebt sie gute Bücher, brennt für die Kunst und versucht als wahrer Morgenmuffel ein Programm zu schreiben, das ihr morgens hilft das passende Outfit zusammenzustellen.
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