Die Hörsäle platzen bekanntlich im gesamten Bundesgebiet aus allen Nähten – und dabei spielt es so gut wie keine Rolle, ob es sich dabei beispielsweise um Maschinenbau, Medizin, BWL oder auch um einen Studiengang aus dem naturwissenschaftlichen Bereich handelt. Und dementsprechend gibt es verständlicherweise auch immer mehr Studentinnen und Studenten, die aufgrund überhasteter Entscheidungen oder falscher Vorstellungen bereits schon nach kurzer Zeit darüber nachdenken, ob der gewählte Studiengang tatsächlich der richtige ist und ob es da draußen nicht vielleicht doch noch eine bessere Alternative gibt. Aber sollte man das Studium tatsächlich einfach so abbrechen – oder lohnt es sich auch weiterhin am Ball zu bleiben? Was spricht dafür und was dagegen? Welche Chancen haben Studienabbrecher heutzutage? Und mit welchen potentiellen Risiken muss man rechnen, wenn man das Studium trotz aller Unsicherheiten auf Biegen und Brechen durchziehen will?
Geht es nach den zahlreichen Umfragen und Statistiken der verschiedenen Experten – wie unter anderem Statista und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) – liegt die sogenannte Studienabbruchquote in Deutschland aktuell bei rund 25 bis knapp 30 Prozent. Und die Gründe für einen solchen Abbruch sind dabei so facettenreich wie die Studenten selbst: Zu viel Stress, dauerhafte Überforderung, falsche Vorstellungen, schlechte Beratung, familiäre und gesundheitliche Probleme oder schlicht und einfach fehlende Perspektiven, da es in dem gewählten Fachbereich zu viele Studierende und in der freien Wirtschaft zu wenig offene Stellen gibt. Allerdings fällt es vielen Studenten und Studentinnen verständlicherweise schwer, sich tatsächlich für einen Abbruch des Studiums zu entscheiden, denn schließlich sind damit ja viele Nachteile verbunden – oder etwa nicht?
Abbruch des Studiums = fehlende Zielstrebigkeit?
Wer laut über den Abbruch seines Studiums nachdenkt, sieht sich nicht selten mit dem Vorwurf fehlender Zielstrebigkeit und fehlendem Durchhaltevermögen konfrontiert – sei es von den Kommilitonen, den Professoren oder gar von den eigenen Eltern. Dass diese Entscheidung jedoch häufig nicht einfach so aus dem Bauch heraus getroffen wird, sondern meist einen psychologischen Hintergrund hat, scheint leider nur selten eine Rolle zu spielen. Stattdessen gilt die Haltung: Wer sein Studium abbrechen will, wird sich damit seine Zukunft verbauen. Aber stimmt das wirklich? Und sollte man das Studium trotz aller Widrigkeiten und Problemen auch weiterhin fortführen, nur weil andere das so wollen? Wenn Du dich in einer solchen Situation befindest, lass Dir gesagt sein, dass diese Entscheidung ausschließlich von dir selbst getroffen werden sollte – denn nur Du allein bestimmst, wie dein Leben und deine Zukunft aussehen sollen. Nichtsdestotrotz kann es aber natürlich nicht schaden, wenn Du die Gründe deiner Entscheidung noch einmal in Ruhe hinterfragst und die potentiellen Vor- und Nachteile mit klarem Kopf gegeneinander abwägst.
Studium abbrechen: Welche Gründe sprechen dafür und welche dagegen?
Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es zahlreiche Gründe, die relativ klar für den Abbruch des Studiums sprechen – allerdings gibt es häufig auch ebenso viele Gründe, die dagegen sprechen, was die Entscheidung nicht gerade leicht macht. Daher ist es wichtig, dass Du dich ausführlich mit den potentiellen Vor- und Nachteilen auseinandersetzt und dir darüber im Klaren wirst, was dir persönlich wichtig ist.
- Unrealistische oder falsche Vorstellungen
Lehrer haben viel Freizeit, Ärzte verdienen viel Geld, BWLer finden immer einen Job und als ITler kann man meistens eine ruhige Kugel schieben – es sind häufig eben diese schlicht und einfach falschen Vorstellungen, die dazu führen, dass man mit einem solchen Studium beginnt und leider erst nach einiger Zeit feststellt, dass die Realität in der freien Wirtschaft komplett anders aussieht. Gleiches gilt übrigens auch in Bezug auf die Annahme, dass die Zeit an der Uni bestimmt so leicht wird, wie damals in der Schule – doch sprechen die sichtbare Überforderung vieler Studenten und die damit verbundenen psychischen Probleme (Stichwort Burnout) häufig eine ganz andere Sprache. Hier gilt es kritisch zu hinterfragen, ob man sich mit diesem Wissen trotzdem noch einmal für ein Studium entscheiden würde. - Vorschnelle oder fremdbestimmte Entscheidung
Wenn deine Eltern sagen, dass dir mit einem Studium alle Türen offenstehen, dann muss da ja etwas dran sein, oder? Dass überraschend viele Uni-Absolventen jedoch erst nach einigen Zwischenstationen den gewünschten Job finden oder gar eine Umschulung in Kauf nehmen müssen, um in der Berufswelt Fuß fassen zu können, zeigt hingegen eine ganz andere Realität. Und da die meisten Studenten zudem sehr jung sind und häufig noch mitten in der persönlichen Entwicklung stecken, lassen sie sich relativ schnell zu etwas drängen, was sie selber eigentlich gar nicht wollen. - Überforderung
Wenn das gewählte Studium zu schwer ist und man die meisten Prüfungen erst nach dem zweiten Versuch mit Ach und Krach besteht, ist es womöglich an der Zeit darüber nachzudenken, ob dieser Studiengang tatsächlich der richtige ist, oder ob es nicht vielleicht besser (und gesünder) wäre, einen anderen Weg einzuschlagen. Gibt es ein vergleichbares Studium, dessen Inhalte deutlich besser zu den eigenen Vorstellungen und Neigungen passt? Oder findet man sein Glück vielleicht sogar in einer Ausbildung, die weniger theoretisch und stattdessen mehr praxisorientiert ist? - Finanzielle oder gesundheitliche Schwierigkeiten
Lernmittel, Fahrtkosten, Studiengebühren, Lebensmittel, Miete und Co.: Ein Studium kann bekanntlich sehr teuer werden, vor allem dann, wenn man nur wenig oder kaum finanzielle Unterstützung aus dem eigenen Elternhaus bekommt. Hier stellt sich die Frage, ob man das Studium trotzdem durchzieht – und sich dafür gegebenenfalls hoch verschuldet – oder ob man stattdessen einen anderen Weg einschlagen möchte, um dieser Schuldenfall zu entgehen. Sollte man hingegen mit gesundheitlichen Problemen während des Studiums (physisch als auch psychisch) zu kämpfen haben, beispielsweise stressbedingtes Burnout durch zu hohen Leistungsdruck, Depressionen oder psychosomatische Erkrankungen (Angst- und Belastungsstörung), sollte man diese Warnsignale unter allen Umständen ernst nehmen und dementsprechend handeln. Ob hier tatsächlich ein Abbruch des Studiums notwendig ist, kann man unter anderem durch ausführliche Gespräche mit der Sozialberatung des Studentenwerkes oder vergleichbaren Beratungsstellen herausfinden.
Ja, es gibt tatsächlich Berufschancen für Studienabbrecher
Wer sich schlussendlich doch für den Abbruch des Studiums entscheidet – vollkommen egal aus welchen Gründen und ob bereits nach wenigen Monaten oder erst nach mehreren Jahren – hat trotzdem facettenreiche Möglichkeiten, um im Berufsleben voll durchstarten zu können. Die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere stehen also keineswegs schlecht, nicht zuletzt da Du jetzt genau weißt, was deine Interessen und Fähigkeiten sind und was Du beruflich erreichen möchtest. Darüber hinaus musst Du dir absolut keine Gedanken darüber machen, dass Du deine Zeit verschwendet hast, denn schließlich konntest Du dir Wissen aneignen, welches Du ohne das Studium vielleicht niemals erlangt hättest. Lass dich also keinesfalls verunsichern, denn schließlich kannst Du deine gewonnenen Erfahrungen perfekt dazu nutzen, um der Welt zu zeigen, was Du wirklich drauf hast.