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Zero Waste Leben – Die Alternative und Selbstversuch

Zero Waste

In einer Welt, in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit immer wichtigere Themen werden, kann man sich schon einmal fragen „Wie kann ich unserer Erde helfen?“. Und in einer Welt, in der Meeresverschmutzung und der Klimawandel immer größere Bedrohungen werden, kann man sich schon einmal fragen „Was trage ich eigentlich dazu bei?“.

Die Bilder in den Nachrichten sind recht eindeutig. Ganze Strände sind bedeckt mit Fischernetzen, Plastikflaschen oder -tüten und die Vögel, Fische und andere Meeressäuger sterben durch unseren Müll. Ein Deutscher produziert im Durchschnitt 212 Kilogramm Müll im Jahr. Das ist nicht nur verschwenderisch, sondern eben auch schlecht für Flora und Fauna und uns selbst. Diese Kunststoffe können u.a. Unfruchtbarkeit, Krebs oder Allergien verursachen. Wenn man sich mit den Fakten beschäftigt, wird schnell klar, dass wir etwas tun müssen. Hier kommt “Zero Waste” ins Spiel.

Was bedeutet eigentlich Zero Waste?

Zero Waste bedeutet kein Müll. Im Alltag gänzlich Müll zu vermeiden ist sehr unwahrscheinlich. Aber wir können versuchen so wenig Müll wie möglich zu produzieren.

Eine hilfreiche Richtlinie für Zero Waste sind die fünf R’s.

  • Refuse(ablehnen)
  • Reduce(reduzieren)
  • Reuse(wiederverwenden/reparieren)
  • Recycle(zur Wertstoffsammlung geben)
  • Rot(kompostieren).

Die fünf R’s bilden die Grundlage für ein Leben ohne Müll. Zunächst sollte man anfangen, Dinge, die nicht wirklich gebraucht werden, abzulehnen. Darunter können viele versteckte Kleinigkeiten fallen. Das führt zu dem zweiten Schritt, dem Reduzieren. Es reicht, wenn wir die Dinge kaufen und besitzen, die wir wirklich brauchen. Wahrscheinlich reicht eine Bodylotion im Badezimmerschrank. Hier heißt es wieder „Weniger ist mehr“. Dinge, die kaputtgehen oder die wir nicht mehr brauchen, müssen nicht unbedingt sofort ersetzen oder weggeschmissen werden. Vieles kann man reparieren oder vielleicht auf einem Flohmarkt weiterverkaufen. Wenn man diese Schritte befolgt hat, ist am Ende schon weniger Müll übrig. Alles was jetzt noch bleibt, kann recycelt oder kompostiert werden.

Kann Zero Waste funktionieren? Ein Selbstversuch

Plastikfasten bietet sich besonders in der Fastenzeit vor Ostern an, oder aber im Plastic Free July. Dies sind klar abgesteckte Zeiträume, in denen man sich währenddessen über Social Media Communities mit anderen austauschen, Fotos teilen, kleine Erkenntnisse festhalten oder Tipps holen kann. Ich habe mich dieses Jahr am Plastic Free July probiert.

Worum geht’s?

Eine Freundin von mir hat dieses Jahr in der Fastenzeit versucht, plastikfrei zu leben und mir von ihren Erfahrungen berichtet. Ich war begeistert und wollte den Plastic Free July nutzen, um selbst das Leben ohne Plastik auszuprobieren.

Wie funktioniert’s?

Plastikfasten bedeutet, für einen bestimmten Zeitraum so weit wie möglich auf Plastik zu verzichten. Auf der Website plasticfreejuly.org kann man sich für den Newsletter anmelden und für sich selbst bestimmen: Verzichte ich den kompletten Monat oder vielleicht nur eine Woche auf Plastik? Lasse ich nur Einwegverpackungen oder sämtliches Plastik weg? Es ist auf jeden Fall sinnvoll, klare Vereinbarungen mit sich selbst zu treffen und bestimmte Ziele abzustecken. Weitere nützliche Tipps zum Plastikfasten findest Du beispielsweise bei wastelandrebel.

Ich hatte mir vorab eingebildet, Plastikfasten sei für mich sehr einfach. Seit langem benutze ich keine Einweg-Coffee-to-go-Becher mehr, habe immer eine Stofftasche mit dabei und verwende Stofftaschentücher. Zum Abschminken benutze ich einen Waschlappen und meine Zähne putze ich mit einer Bambuszahnbürste. Außerdem kaufe ich mein Haarshampoo unverpackt als Shampoo-Bar und besitze eine Menstruationstasse sowie einige Stoffbinden. Plastikfasten? Peanuts, dachte ich.

Andererseits kommt in meinem Leben häufig Plastik zum Einsatz, ohne dass ich hinterfrage, wie man darauf verzichten könnte. Das hat oft damit zu tun, dass andere Personen mit beteiligt sind. Ich wohne in einer 5er-WG und kann im Haushalt nicht alle Entscheidungen für mich alleine treffen.

Wir haben beispielsweise immer eine Plastiktüte im Biomülleimer, damit der Eimer selbst „weniger eklig“ bleibt. Die Tüte sollte dann natürlich nicht mit in die Biotonne geworfen werden, sondern in den Restmüll. Ich nutze die Gelegenheit und führe ein, den Biomülleimer mit altem Zeitungspapier auszukleiden und bei Gelegenheit mit Essigreiniger abzuduschen. Am Anfang bin ich die Einzige in unserer Wohnung, die nach der Leerung des Eimers eine neue Papierauskleidung baut. Schon bald ziehen meine Mitbewohner aber mit und kümmern sich auch darum. Ähnlich ist es mit der Milch, die wir uns in der WG teilen und abwechselnd kaufen. Ich versuche nur noch Milch in Pfand-Glasflaschen zu kaufen. Wenn jedoch die anderen an der Reihe sind, trinke ich auch die Milch aus dem Tetra Pak. Vielleicht wird sich auch das in Zukunft noch ändern.

Wir brauchen die richtigen Alternativen

Schau Dich einmal in Deiner Wohnung um. Wie viele Teile entdeckst Du, die aus Plastik sind? Wie viele Teile entdeckst Du, die nach Gebrauch entsorgt werden?

Hier ein paar weitere Tipps, um Müll schon von Anfang an aus dem Weg zu gehen:

  • Leitungswasser trinken, anstatt Wasser in Plastikflaschen kaufen. Damit spart man Plastikmüll, Geld und die Schlepperei.
  • Ganz oldschool: Stofftaschentücher. Regelmäßig gewaschen sind diese genauso hygienisch wie Papiertaschentücher.
  • Neuanschaffungen auf dem Flohmarkt kaufen. Gerade Kleidung oder Möbel lassen sich dort auch in gutem Zustand und dazu noch wesentlich billiger einkaufen.
  • Auf Geschenkpapier verzichten. Wer anderen eine Freude machen möchte, aber gleichzeitig der Umwelt Gutes tun will, kann seine Geschenke in bunte Stofftücher wickeln: schön und wiederverwendbar.
  • Um richtig Zero Waste zu leben, sollte man versuchen dementsprechend einzukaufen. In vielen Städten gibt es schon kleine Supermärkte, die zum Beispiel Nudeln, Mehl oder Kosmetika unverpackt verkaufen. Hier kann man einfach sein eigenes Gefäß mitbringen und damit die Verpackung sparen.

Kleine Erfolge & Niederlagen

Ein schöner Erfolg für mich war, dass ich häufig daran gedacht habe einen kleinen Stoffbeutel einzupacken. Dort bringe ich z. B. meine gekaufte Brezel oder lose Tomaten vom Markt unter. So konnte ich auf manche Bäckertüten verzichten. Wenn ich mir etwas beim Bäcker kaufe, dass ich sofort essen möchte, brauche ich nicht einmal meinen Beutel. Ich nehme es einfach direkt auf die Hand.

Im Restaurant wollte ich einmal eine Saftschorle trinken und habe vor der Bestellung gesehen, dass alle Gäste Strohhalme aus Plastik haben. Daraufhin habe ich explizit gesagt, dass ich „auf gar keinen Fall“ einen Strohhalm möchte – und habe tatsächlich keinen bekommen.

Auch bei den Niederlagen steht leider die Bäckertüte. Oft genug vergesse ich meinen Stoffbeutel oder vergesse auch meinen Freunden zu sagen, dass ich keine Tüte möchte. Genauso ist es mit Einkäufen an stressigen Tagen. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag müde und hungrig auf dem Nachhauseweg bin, schaffe ich es zum Einkaufen nur zum Discounter um die Ecke, wo ich nicht genug unverpackte Auswahl habe.

Fazit

Nachhaltige Alternativen zu verwenden und Plastikfasten erfordern viel Planung; Selbst, wenn man geübt ist, nicht in die „Plastikfallen“ zu treten. Zudem muss man akzeptieren, dass es Bereiche gibt, in denen Plastik nicht vermeidbar (z. B. bei Medikamenten) oder nur durch teurere Alternativen ersetzbar ist (z. B. bei Toilettenpapier). Es ist allerdings ein guter Weg, um Gewohnheiten zu erkennen und zu ändern.

Denn wollen wir wirklich, dass von den 78 Millionen Tonnen der weltweit gebrauchten Plastikverpackungen, ca. 32 Prozent ungehindert in unsere Natur gelangen?

Wer sich noch mehr mit dem Thema „Zero Waste“ beschäftigen möchte, sollte sich einmal durch den Blog von Luise und Christoph lesen. Auf „Trashless Society“ findest Du viele Anregungen und Tipps rund um das müllfreie Leben.

Hast Du auch schon Erfahrungen mit Zero Waste gemacht und noch mehr Tipps für uns? Teile uns Deine Meinungen und Anregungen doch in den Kommentaren mit!

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Saskia: Saskia studiert Digital Humanities im Master an der Universität Stuttgart und arbeitet nebenher als Werkstudentin bei Studibuch im Lager. In ihrer Freizeit liebt sie gute Bücher, brennt für die Kunst und versucht als wahrer Morgenmuffel ein Programm zu schreiben, das ihr morgens hilft das passende Outfit zusammenzustellen.
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