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Tierversuche: Ein Überblick

Tierversuche werden vor allem in der Forschung für Medikamente, aber auch für Kosmetik durchgeführt. Wir haben uns gefragt: Wie verbreitet sind Tierversuche noch, und wie sinnvoll sind sie? Wir wollen das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und einen Blick in die Gesetzeslage, die wissenschaftliche Forschung und das Engagement von Tierschutzorganisationen werfen.

 

Allgemeines und Bedingungen

Versuche mit Tieren unterliegen zahlreichen strengen Auflagen, die einerseits den Schutz der Tiere und andererseits die Sicherung wissenschaftlicher Ergebnisse gewährleisten sollen. Vom Genpool der Versuchstiere über die Haltungsbedingungen muss alles genormt sein, damit die Versuchsergebnisse vergleichbar sind. Haltungsbedingungen betreffen zum Beispiel die Größe der Käfige, wie viele Tiere zusammen in einem Käfig leben, welches Futter sie bekommen oder die Steuerung des Biorhythmus durch künstlichen Wechsel von Licht und Dunkelheit.

Die Forschung mit Versuchstieren soll möglichst transparent sein. Auf der Website AnimalTestInfo.de des Bundesinstituts für Risikobewertung findet man Informationen zu sämtlichen Tierversuchsvorhaben der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland. Eine weitere informierende Website ist tierversuche-verstehen.de. Sie beantwortet allgemein verständlich häufige Fragen und räumt mit Mythen zum Thema Tierversuche auf.

 

Welche Gesetze zum Schutz der Tiere gibt es?

Deutschland Tierschutzgesetz Abschnitt Tierversuche, der vorsieht, zu welchen Zwecken und unter welchen Bedingungen Tierversuche durchgeführt werden dürfen. Bei allen Einschränkungen ist immer zu berücksichtigen, dass häufig Konflikte zwischen verschiedenen Gesetzen entstehen. Tierversuche in der Forschung sind auch in Verbindung mit Artikel 5 des Grundgesetzes zu betrachten, der Freiheit der Wissenschaft und Forschung sicherstellt. Dabei werden grundlegende Fragen der Ethik verhandelt, bei denen sich jeder selbst ein Urteil bilden muss.

Tierversuche für Kosmetik- und Hygieneartikel sind in der EU seit 2013 verboten. Das gilt inzwischen auch für Produkte, die in Nicht-EU-Ländern an Tieren getestet wurden. Dennoch versuchen zahlreiche Firmen, Schlupflöcher in diesem Gesetz zu finden und es damit zu umgehen. Wer sichergehen möchte, dass Kosmetikprodukte wirklich tierversuchsfrei sind, sollte beim Kauf zusätzlich auf Siegel wie beispielsweise die vegane Blume achten. Ein Blick in die Zukunft gibt Hoffnung: Die EU setzt sich bei der UN für weltweites Verbot von Tierversuchen in der Kosmetik bis 2023 ein.

 

Vor- und Nachteile Tierversuche

Es stellt sich immer die Frage, inwiefern Ergebnisse aus Tierstudien auf den Menschen übertragbar sind. Ein Negativ-Beispiel ist der Contergan-Skandal. Hier hat die Forschung an Versuchstieren nicht vorhersagen können, welche verheerenden Folgen der Wirkstoff beim Menschen hat.

Ein weiterer Aspekt ist der Geschlechter-Bias. Ein Großteil der Tierversuche wird nur an männlichen Versuchstieren durchgeführt. Das betrifft beispielsweise die Forschung von Angststörungen, die häufiger Frauen betreffen, zu denen man aber dennoch vor allem an männlichen Ratten forscht.

Insgesamt fällt die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse sehr unterschiedlich aus. Das gilt nicht nur für Tierversuche, sondern auch für weitere Forschungsmodelle. Mit 65 Prozent Erfolgsquote übertreffen Tierversuche momentan noch sämtliche anderen Modelle. An den alternativen Möglichkeiten wird ebenfalls stetig geforscht, sodass sich das vielleicht bald ändern wird.

 

Welche Alternativen gibt es?

Eine mögliche Alternative zur Forschung mit Versuchstieren könnten bald schon künstliche Mini-Organe darstellen. Diese werden aus menschlichen Stammzellen gezüchtet. Die künstlichen Organe oder Organoide sollen nicht als Organersatz dienen, sondern als „wirklichkeitsgetreues Testsystem“, wie Spektrum der Wissenschaft schreibt, das damit auch Tierversuche ersetzen könnte.

Außerhalb der wissenschaftlichen Forschung und der Regierungsorganisationen gibt es auch zahlreiche NGO’s und Unternehmen, die sich gegen Tierversuche aussprechen. Hierzu zählen zum Beispiel die Tierschutzorganisation PETA oder die Firma Lush, die große öffentlichkeitswirksame Kampagnen zum Tierschutz haben.

 

Zusammenfassend kann man sagen, dass man zunächst unterscheiden muss zwischen der Forschung zu medizinischen Zwecken und Versuchen im Bereich der dekorativen Kosmetik oder Hygiene. Der Einsatz von Versuchstieren in Relation zur gesamten Tiernutzung macht übrigens weniger als ein Prozent aus. Wer sich für den Tierschutz einsetzen möchte, kann auch bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung ansetzen.

Wie stehst Du zum Thema Tierversuche, welche Vor- und Nachteile siehst Du? Kennst Du weitere Organisationen, die sich für den Tierschutz einsetzen, oder engagierst Du Dich vielleicht sogar selbst? Schreibe uns Deine Meinung in einem Kommentar!

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Franziska: Franziska studiert germanistische Sprachwissenschaften im Master an der Universität Heidelberg und beschäftigt sich auch auf Ihrem eigenen Blog mit ähnlichen Themen.
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