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Stipendienbewerbung: Was ist zu beachten?

Stipendienbewerbung Studibuch Magazin

Der erste Schritt im Stipendien-Auswahlverfahren ist der schwierigste: Nämlich, sich zu trauen! Die Stipendienbewerbung kommt vielen schon wie ein unüberwindbares Hindernis vor – oder sieht zumindest nach so viel Aufwand aus, dass man es gar nicht erst versuchen will. Das lässt sich ändern!

Am Beispiel der Studienstiftung des deutschen Volkes werde ich Dir zeigen, dass die Bewerbung alles andere als unmöglich ist, und Dir ein paar nützliche Tipps mit auf den Weg geben.

Wie auf der Website der Studienstiftung ersichtlich, gibt es verschiedene Auswahlverfahren. In diesem Artikel möchte ich mich auf das Auswahlverfahren für Studierende an einer Hochschule bzw. an einer Universität ab dem 3. Semester beziehen.

Die formalen Voraussetzungen

Ob Du überhaupt für ein Stipendium der Studienstiftung infrage kommst, kannst Du hier herausfinden.

Der Vorschlag

Um sich bei der Studienstiftung bewerben zu können, muss man zunächst von einem/-r Professor/-in oder dem Prüfungsamt vorgeschlagen worden sein. Bei der FH-Bewerbung ist zudem eine Teilnahme an einem Auswahltest möglich.

Tipp: Direkt von einem Professor und nicht vom Prüfungsamt vorschlagen lassen. In letzterem Fall müsste man bei den Bewerbungsunterlagen nämlich noch ein Fachgutachten beifügen. Das bedeutet, dass man um den Kontakt zu einem Professor nicht herumkommt – wer sich also frühzeitig in Form eines (eher frei anzufertigenden) Vorschlags darum kümmert, muss kein (nach bestimmten Richtlinien anzufertigendes) Fachgutachten verlangen.

Wer nicht vom Prüfungsamt vorgeschlagen wird, weil er nicht gerade einen Einser-Schnitt hat, sollte auch nicht davor zurückschrecken, den Professor seines Vertrauens um einen Vorschlag zu bitten – da dieser in jedem Fall Türen öffnen kann!

Wie komme ich an ein Gutachten? Antworten auf diese und weitere Fragen findest Du in diesem Interview der Zeit Campus. Und was, wenn Dein Professor Dich bittet, das Gutachten selbst zu verfassen? Halte Dich an diesen Leitfaden von e-fellows.net, und es kann überhaupt nichts schiefgehen!

Die Bewerbung

Nachdem die Studienstiftung den Vorschlag und die formalen Voraussetzungen geprüft hat, geht es auch schon zur eigentlichen Bewerbung. Hierfür sind folgende Unterlagen erforderlich:

Ausgefüllter Bewerbungsbogen (Beschreibung anhand dieses online verfügbaren Beispiels)

Über die meisten Angaben muss man sich nicht allzu viele Gedanken machen, da hier zunächst eine Abfrage von allgemeinen Daten wie die Anschrift oder der bisherige Studienverlauf ansteht. Dann jedoch wird man mit großen Textfeldern und den folgenden Fragen konfrontiert, die aber nur in Stichworten zu beantworten sind.

Vorab – es gibt keine richtigen und falschen Antworten! Die Fragen dienen nur dazu, Dich und Deine Lebenssituation vorab kennenzulernen.

„Besondere Umstände im familiären Bereich, die Ihre Schul- bzw. Studienzeit besonders geprägt haben.“

Damit können z.B. Scheidungen, Pflegefälle oder Tode in der Familie gemeint sein. Ich für meinen Teil habe hier meinen Migrationshintergrund und die damit einhergehenden Probleme geschildert. Wer in diesem Fall aber keine Besonderheiten sieht, kann diesen Punkt getrost auslassen.

„Welches Vorbild oder welche Erfahrungen haben Sie in Ihren Studien- oder Berufswünschen am stärksten beeinflusst?“

In anderen Worten – warum hast Du genau dieses Studienfach gewählt? Was hat Dich dazu gebracht, Dich für diesen Studiengang – und nicht für einen anderen – einzuschreiben? Diese Frage sollte jeder beantworten können.

„Welche Alternativen haben Sie zum derzeitigen Studium erwogen?“

Eine Berufsausbildung vielleicht? Ein anderes Studienfach/ein Studium in einem anderen Land? Work & Travel? Auch wenn ich oben erwähnt habe, dass es keine richtigen und falschen Antworten gibt, sollte man sich hier mit Späßen wie „Hartz IV beziehen“ oder „Netflix & Chill“ lieber zurückhalten. Falls man wirklich keine Alternativen gesehen hat, kann man das hier natürlich auch argumentativ ausführen.

„Wofür haben Sie im letzten Jahr den größten Teil der Zeit genutzt, die Ihnen außerhalb der Schule bzw. des Studiums zur Verfügung stand? Nennen Sie Art und Umfang der jeweiligen Interessensgebiete und Tätigkeiten.“

Hier geht es um Hobbys! Wie auch beim tabellarischen Lebenslauf hat man hier die Möglichkeit, auf besonders interessante/spannende Interessen aufmerksam zu machen. Ich habe diese Sektion genutzt, um mich von anderen Bewerbern abzuheben, indem ich mein größtes Hobby beschrieben habe: Das Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten.

„Haben Sie in den letzten Jahren freiwillige und unentgeltliche Verpflichtungen übernommen?“

Hier werden schon in der Frage sehr viele Beispiele genannt:

  • In einem Verein (z.B. Schatzmeister/-in, Trainer/-in)
  • In der Familie (Pflege/Betreuung)
  • In der Schule/Hochschule (Schülervertretung, Fachschaft)
  • Im kulturellen Bereich (Theatergruppe/Orchester)
  • Im kirchlichen, politischen oder sozialen Bereich

Wie Du siehst, gibt es viele Bereiche, in denen man sich engagieren kann – und einer trifft sicher auch auf Dich zu! Hier würde ich nicht mit Inhalt sparen, da das Engagement ein großes Bewertungskriterium bei der Aufnahmeentscheidung darstellt.

Und zu guter Letzt – Unterschrift und farbiges Passfoto nicht vergessen!

Ein ausführlicher – nicht tabellarischer – Lebenslauf

Bei einem ausführlichen Lebenslauf handelt es sich um einen Fließtext, in dem alle wichtigen Stationen deines Lebens chronologisch abgearbeitet werden. Er dient dazu, nicht einfach nur die Fakten zu präsentieren, sondern auch die eigene Persönlichkeit hervorzuheben – entweder zwischen den Zeilen, oder weil man über Dinge schreibt, die man nicht in einen tabellarischen Lebenslauf schreiben würde. Die Auswahlkommission will wissen, ob Du zum Stipendium passt – also solltest Du versuchen, hier mehr als trockene Daten herunter zu rattern. Das geht zum Beispiel, indem Du auf Deine Ziele und Motive eingehst.

Eine Hilfestellung findest Du bei mystipendium.

Eine (unbeglaubigte) Kopie der Hochschulzugangsberechtigung

… und das war es auch schon!

Optionale Unterlagen

Eine aktuelle Leistungsübersicht und ein tabellarischer Lebenslauf sind nur bei der Gruppe der Uni-Studierenden ab dem 3. Semester einzureichen. Außerdem ist – falls man nicht vom Professor vorgeschlagen wurde – ein Fachgutachten einzureichen.

Die Bewerbung abschicken und was danach kommt

Achte darauf, dass alle Unterlagen (also ggf. auch das Gutachten deines Dozenten!) in einer Postsendung versandt werden müssen. Wenn Deine Bewerbung eingetroffen ist, bekommst Du eine Eingangsbestätigung per Mail. Und dann heißt es schließlich – warten!

Die Studienstiftung prüft, ob Du die formalen Voraussetzungen für das Stipendium erfüllst – falls ja, wirst Du zum Auswahlseminar eingeladen. Die Kommissionsmitglieder dort werden Deine Bewerbungsunterlagen gelesen und auch bei sich haben. Also sei darauf gefasst, dass Du auf alles angesprochen werden könntest, was Du in Deine Bewerbung gepackt hast. Je mehr interessante Ansatzpunkte sich in deiner Bewerbung finden, desto interessanter könnten somit auch die Gespräche mit der Auswahlkommission werden!

 

Worauf wartest Du noch? Vorschläge werden von der Studienstiftung ganzjährig angenommen – es gibt also keinen Grund mehr, mit einer Stipendienbewerbung zu warten! Wir freuen uns über jegliche Fragen, Anmerkungen und Erfahrungsberichte von (potenziellen) Bewerbern, Stipendiaten und Alumni in den Kommentaren!

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Anabel: Anabel studiert BWL an der Universität Regensburg und begeistert sich für Fremdsprachen, Bildung und Literatur. Wenn sie nicht gerade für Studibuch schreibt, arbeitet sie an einem neuen Roman oder an Kurzgeschichten, wie sie schon in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht wurden.
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