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Mein Leben in einer internationalen WG – Erfahrungsbericht

internationale WG

Das Leben in einer Wohngemeinschaft spart Geld und bietet an sich viele Vorteile. Das Leben in einer internationalen WG ist jedoch noch einmal wie die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Hier stehen Spaß, Spannung und viel Neues auf der Tagesordnung. Mitbewohner aus anderen Herkunftsländern bringen kulturelle Eigenheiten mit sich, die einem manchmal noch befremdlicher erscheinen als die Macken und Marotten der eigenen Landsleute. Diese zu entdecken, sich gegenseitig darüber aufzuklären und ihren Ursprung zu erfahren, sorgt für einige Oh- und Ah-Momente und vor allem pausenlose Lachflashs! Lese hier, was Dich in einer internationalen WG erwarten kann und warum sie die Superlative des WG-Lebens ist.

Wenn ausgewaschene Dosen die Spüle blockieren

Eine Küche kann nie groß genug sein. Das konnte ich während meines Auslandssemesters in Schottland in einer 5er-WG feststellen. Die internationale WG beherbergte folgende Vielfalt: zwei Deutsche, zwei Schweden und einen Spanier. Die meiste Zeit stand man sich im Weg herum. Aber noch markanter, als die im Weg stehenden Menschen, waren die im Weg stehenden Dosen.

Die linke Ablagefläche auf der Spüle war stets von leeren, doch ausgewaschenen Dosen blockiert. Mein schwedischer Mitbewohner kochte nämlich leidenschaftlich gerne Bohnencurry und wollte nicht, dass der Müll stinkt, da er immer zu lange steht. Darum hat er die Dosen ausgewaschen, bevor er sie wegwarf. Nach kürzester Zeit konnte ich jedenfalls alle englischen Bohnensorten auswendig: Green Beans, Red Kidney, Pinto Beans, Baked Beans, Chickpeas.

Den Müll rechtzeitig herauszutragen, ist auch eine Alternative

Die weibliche Seite meiner Wohngemeinschaft war sich einig: Ordnung muss sein. Es ist schön, wenn man auf einer Wellenlänge ist. Uns ärgerte die mangelnde Ordnung in der Küche und die Jungs beäugten unseren zwanghaften Putzfimmel. So mussten wir uns arrangieren und unsere stillen Kämpfe und Proteste des Heizens und Lüftens, des Dosenhortens und -entsorgens und Geschirrstapelns und -wegräumens austragen, bis jeder halbwegs zufrieden war und sich einer dem Müllsack erbarmte.

Nationale Eigenheiten: Schluss mit den Vorurteilen

Die Schweden tragen nicht ihre Schmutzwäsche in großen IKEA Tüten zum Waschraum und essen auch nicht jeden Tag Köttbullar. Sie sind jedoch sehr gute Englischsprecher. Das erklären sie damit, dass in Schweden fast alle englischsprachigen Filme nicht synchronisiert, sondern lediglich mit schwedischem Untertiteln versehen werden.

Der Spanier, als nationale Minderheit der WG, genoss jegliche Platzfreiheiten und wusste diesen Raum auch auszufüllen. So auch die Ablagefläche der zweiten Spüle, welche seine Geschirrsammlung einnahm. Er lagerte das Geschirr nicht im Schrank, sondern lies es lufttrocknen. Dabei konnte man ihm keine spanische Faulheit nachsagen, denn er ist der Einzige, der stets seine Klamotten bügelt und das in aufopferungsvoller Kleinstarbeit. Leider konnte ich mit meiner deutschen Pünktlichkeit nicht punkten, wobei es ohne einen festen Termin oder eine Verabredung bei unseren unterschiedlichen Tagesrhythmen schwer war, überhaupt etwas zustande zu bringen.

Kultureller Austausch und kostenlose Sprachkurse

In einer internationalen WG lernst Du für das Leben. Ich bin Menschen begegnet, denen ich unter anderen Umständen, außerhalb des WG-Kosmos, wahrscheinlich niemals kennengelernt hätte. Die stundenlangen abendlichen Gespräche mit meinen Mitbewohnern haben mir Einblicke in ihre Kulturen gegeben, haben so manche Vorurteile aus dem Weg geräumt und mir neu gezeigt, wie andere Länder die Welt wahrnehmen.

Es gab auch kostenlose Sprachkurse in Schwedisch, Spanisch und Deutsch. Wenn eine Deutsche versucht, den schwedischen Buchstabensalat nachzusprechen, ist das für alle amüsant. Der Austausch von Sprache, Kultur, gemeinsamen Erlebnissen und samstäglichem Pfannkuchen-Frühstück verbindet. Unter den Mitbewohnern lassen sich oft auch gute Freunde oder Tutoren finden. Der Spanier verbrachte schon sein zweites Semester vor Ort und konnte uns allen praktische Ratschläge zum Semesterablauf und zu Beginn auch Orientierungshilfe auf dem Campus geben.

Urlaub ahoi: Kontakte in der ganzen Welt knüpfen

Indem Du Sprachbarrieren überwindest, baust Du Hemmungen ab und steigerst Dein Selbstbewusstsein. Außerdem knüpfst Du neue Freundschaften und Bekanntschaften in der ganzen Welt. Ein Bett bei zukünftigen Reisen und Urlauben in andere Länder hast Du Dir also schon einmal sicher. Spätestens, wenn Du sprachlos vor Deinem Mitbewohner oder Deiner Mitbewohnerin stehst, weil sie Schwedisch mit Dir sprachen und Du kein Wort verstehst, ist es klar: ihr seid eine kleine, internationale Familie.

Du stehst vor dem Auszug und würdest gerne in einer internationalen WG leben? Schau Dich gut um, häufig ist es sogar ein Kriterium bei der Ausschreibung der Wohnung. Viele Wohnungsportale oder Städte fördern internationale Wohngemeinschaften und die Integration anderer Kulturen und schreiben speziell Wohngemeinschaften zur multikulturellen Nutzung aus. Oder bist Du Dir noch unsicher, ob ein WG Leben oder eine eigene kleine Wohnung besser zu Dir passt? Hier erfährst Du, welche Wohnform am besten zu Dir passt.

 

Was sind Deine Erfahrungen im internationalen WG-Leben? Welche WG-Geschichten und nationalen Eigenheiten durftest Du bisher erleben? Teile uns Deine Erlebnisse und Erfahrungswerte gerne in den Kommentaren mit.

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Désiree: Désiree liebt gute Bücher und guten Journalismus. Sie studiert Umweltjournalismus im Master in England. Nebenbei schreibt und bloggt sie über die Themen Studentenleben, Reisen, Feminismus und Nachhaltigkeit.