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…von dem Bachelor, Hollywood und der Liebe

katharinaerzählt Studibuch Magazin

 

Gerade läuft die neue Bachelor-Staffel im Fernsehen. Daniel heißt der diesjährige Strahlemann. 22 Single-Frauen buhlten zu Beginn der Sendung um seine Gunst. Er küsste sich durch die Reihen, tat so als sei er der Organisator super romantischer Dates, bei denen zwar immer viel getrunken, aber selten viel gegessen wird und machte eine nach der anderen Komplimente, die einfallsloser nicht hätten sein können. Die Mädels lieferten sich einen Zickenkrieg in ihrer Villa, hübschten sich mit kurzen Röckchen und Hochhaus-Hacken auf, wurden wahlweise ganz verlegen, wenn ihr Rosenkavalier den Raum betrat oder schmissen sich ihm um den Hals. Ich frage mich, wieso. Wieso macht man das mit? Abgesehen von ein paar wenigen ist der Grund wohl die Aussicht auf ein Leben in der Öffentlichkeit nach Ende der Sendung. Andere scheinen tatsächlich ernsthaft an die große Liebe zu glauben. Eine große Liebe, um die man sich erst mal mit zig anderen Frauen schlagen muss. Ich frage mich, ist die Sendung genau deshalb vielleicht viel realistischer, als wir es wahrhaben wollen? Eigentlich ist sie das Gegenteil von dem, was wir von Hollywood gelernt haben. Keine Liebe auf den ersten Blick, kein Mann, der alles für seine Auserwählte tut, kein „alles was zählt bist du!“ nach der ersten Nacht, keine Traumhochzeit. Der Bachelor ist eher so etwas wie Real-Life-Tinder. Die 4D Version unserer heutigen Auswahlzeit. Anstatt die Damen digital wegzuwischen, werden sie in Fleisch und Blut aussortiert. Wenn wir alle ehrlich sind, wissen wir eigentlich ganz genau, dass auch unsere online Bekanntschaften nicht nur uns in Betracht ziehen. Wir sind einer scheinbar endlosen Konkurrenz ausgesetzt.

Es gibt hunderte von Möglichkeiten. Nie hat man das Gefühl das Beste schon zu haben. Man hält sich Optionen offen.

Nichts anderes macht der Bachelor, indem er mehrere potentielle Partnerinnen küsst und sich erst am Schluss entscheidet, wem er die letzte Rose gibt. Das Tragische ist nur, dass uns diese Art der Liebessuche insgeheim gar nicht gefällt. Eigentlich wollen wir nämlich alle Hollywood. Diesen einen Blitzschlag, die volle Aufmerksamkeit, sich fallen lassen zu können und keine Angst zu haben abserviert zu werden, wenn eine etwas bessere Version um die Ecke kommt. Genau wie die Bachelor-Mädels bei einem Gespräch mit ihrem Herzblatt nicht von einer Konkurrentin unterbrochen werden wollen, sind wir es satt, dass neue Matches unsere Aussicht auf die Beendigung des Single-Daseins ruinieren. Wir wollen jemanden, der uns nicht mehr gehen lassen will. Für die allermeisten Menschen wird Liebe auf den ersten Blick für immer ein unerfüllter Wunsch bleiben. Sie passiert nun mal nicht so häufig. Vielmehr entsteht die Liebe, wenn man sich einander widmet, Zeit ineinander investiert und Scheuklappen aufzieht. Nicht ständig links und rechts schaut, sondern sich fokussiert. So einen Film wünsche ich mir von Hollywood. Zwei Menschen, die sich treffen und mal dran bleiben, auch wenn nicht gleich Funken sprühen.

 

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Katharina: Katharina hat Anglistik studiert und schreibt für verschiedene Kanäle. Sie ist besonders an internationalen Themen und den großen Fragen des Lebens interessiert.
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