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Studiengang: Vergleichende Literaturwissenschaften

Literaturwissenschaften Studibuch Magazin

Bücher sind mein Leben. Deswegen war es für mich nur eine logische Schlussfolgerung, dass sich auch mein Studium um Bücher drehen muss. Mein Hauptkriterium bei der Studienwahl war also: Bei welchem Studium lerne ich am meisten über meine große Leidenschaft? Die Antwort: Vergleichende Literaturwissenschaften.

Noch nie davon gehört?

Da bist Du nicht alleine! Und überraschend ist das auch nicht: Im Wintersemester fangen bei uns nur etwa zwanzig Studenten neu an, im Sommersemester sind es zehn. In meinem Semester waren zwölf. Bis zum Bachelor studieren bei Weitem nicht alle, viele brechen ab oder studieren Vergleichende Literaturwissenschaften nur nebenher, als Zweitstudium, neben Rechtswissenschaft, Lehramt oder Ähnlichem. Von den Leuten, die mit mir begonnen haben, sind nur noch vier dabei.

Aber um was geht es denn überhaupt in meinem Studium? Und warum studiere ich nicht Germanistik, das ist ja ähnlich – oder etwa nicht? Ähnlich schon, ja, aber es ist nicht dasselbe! Das Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften ist nicht auf die Literatur einer Sprache oder eines Kulturraumes beschränkt. Das ist wohl der größte Unterschied zu Germanistik und co.

Literatur hat sich schon immer gegenseitig beeinflusst.

Was hat es also für einen Sinn, so zu tun, als könnte man Literaturen von einander trennen, nur weil sie ursprünglich in einer anderen Sprache geschrieben wurden? Russische Bücher wurden auch in Deutschland gelesen und Shakespeare nicht nur in London aufgeführt. Schon immer gab es Übersetzungen, Reisen und Kommunikation über Grenzen hinweg. Bücher konnten sich gegenseitig beeinflussen und ähneln sich oft mehr, als man vielleicht vermuten würde. So kann es passieren, dass man in französischer Literatur die gleichen Motive findet, wie in russischer.

Hört sich spannend an? Ist es auch!

Deswegen stehen Sprachkenntnisse auch ganz oben auf dem Curriculum. An meiner Uni haben wir die Wahl zwischen 5 Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Russisch. Eine Sprache müssen wir auswählen und Lehrveranstaltungen zu dieser einen Sprache im Wert von 20 bis 22,5 ECTS besuchen. Mehr ist natürlich immer möglich, weniger auf keinen Fall. Und natürlich ist es immer besser, wenn man nicht nur eine Sprache lernt, sondern gleich mehrere.

Du hast doch sicher schon mal eine Buchverfilmung gesehen. Oder eine Statue, die eine Figur aus einer Sage darstellt. Oder eine Oper, die auf ein Buch beruht. Auch damit beschäftigen wir uns. Mit der „Übersetzung“ von Büchern in andere Medien, wie Filme, Musik, Bilder und Theaterstücke. Oder auch in andere Texte, gibt es ja auch. Wissen darüber ist also unerlässlich! Deswegen lernen wir nicht nur über Textanalyse, sondern auch über Filmanalysen und Fachbegriffe der bildenden Kunst. Im Vordergrund steht dabei aber natürlich immer der geschriebene Text.

Aber ist so ein Studium nicht total realitätsfern?

Sitzen wir Literaturwissenschaftler etwa in unserem Elfenbeinturm, umgeben von Büchern und vergessen alles, was mit dem echten Leben zu tun hat? Schön wäre es! Ist aber nicht so, ganz im Gegenteil. Denn Kunst und Kultur war schon immer ein fixer Teil unserer Gesellschaft. Und genau deswegen reicht es in unserem Studium nicht, einfach alle Werke der Weltliteratur zu lesen. Wir müssen rundum gebildet sein: Sprachkenntnisse, Vorlesungen zu kulturellen Konflikten, Geschichte, Politik und Minderheiten in unserer Gesellschaft.

Dabei haben wir viel Spielraum, um unser Curriculum an unsere Wünsche und Interessen anzupassen. Zusätzliche Philosophievorlesungen sind genauso möglich wie Gender Studies, Sprachwissenschaft, Politik oder auch Astronomie und Mathematik. Jeder kommt auf seine Kosten und vielfältige Interessen werden begrüßt und gefördert. Außerdem sind Praxisstunden ebenfalls teil unseres Curriculums. Pflicht sind 10 ECTS, die mit einer Lehrveranstaltung verknüpft sind, bis zu 10 weitere ECTS sind möglich. Diese kann man sich zum Beispiel durch ein selbstorganisiertes Praktikum oder einen Nebenjob erarbeiten.

Aber wenn wirklich jeder auf seine Kosten kommt, warum sind wir dann nicht viel, viel mehr Studenten?

Der Grund dafür ist ganz einfach: Nicht jeder mag Bücher so gerne, dass er oder sie sein ganzes Leben auf sie ausrichten würde. Und unglaubliche Bücherliebe ist wohl die wichtigste Grundvoraussetzung für das Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften. Jeder, der dieses Semester beginnt, mag Bücher.

Aber bei vielen stößt diese Liebe schon im ersten Semester an ihre Grenzen, denn nicht jeder ist bereit dazu, jede Woche mehrere Bücher zu lesen, zu analysieren und zu diskutieren. Aber jeder, der so etwas mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Denn diskutiert wird nicht nur in der Vorlesung, sondern auch außerhalb!

Über kein Thema wird hier häufiger gesprochen, als über, natürlich, Bücher.

Die Zukunftsaussichten für Literaturwissenschaften

Doch nun zur wichtigsten Frage, die jeder Student der Vergleichenden Literaturwissenschaften nur all zu gut kennt: „Und was macht man dann damit?“ Wie Ihr Euch sicher denken könnt, wird man in diesem Studium nicht direkt auf einen fixen Beruf vorbereitet, wie das zum Beispiel bei „Lehramt“ der Fall wäre. Und deswegen sind auch die Felder, in denen Absolventen arbeiten, sehr breit gefächert. Oder, um es mit den Worten meines Bachelorhandbuches zu sagen: Arbeiten kann ich danach im internationalen Kultur- und Bildungsaustausch (z. B. bei der EU), bei Verlagen und verschiedenen Medien, in Archiven und Bibliotheken, in der Bildungs- und Kulturpolitik, der Öffentlichkeitsarbeit und in der Kulturverwaltung und -vermittlung.

Also überall, wo Wissen über Bücher, sprachliche Kompetenzen und breit gefächertes Wissen über unsere Gesellschaft wichtig ist. Und da die Arbeitslosenrate langfristig nicht höher ist, als bei allen anderen Studien, kann ich das Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften mit gutem Gewissen jedem empfehlen, der seine Seele verkaufen würde, wenn er dafür nur endlich mehr lesen könnte!

 

Wie sieht es bei Euch aus? Könntet Ihr Euch dieses Studium für Euch vorstellen? Oder habt Ihr Euch schon in ein anderes Studium verliebt? Lasst es mich auf jeden Fall wissen!

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Laura: Laura M. Pellizzari, geboren 1999, stammt aus dem Tiroler Unterland. Sie ist Bloggerin, Autorin und beizeiten auch Schauspielerin. Nach einem Freiwilligendienst in der Slowakei, beschloss sie, sich dem Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaften zu widmen.