Während des Studiums werden die meisten das erste Mal damit konfrontiert, sich über einen längeren Zeitraum selbst zu organisieren. Gerade wenn Du frisch von der Schule kommst, kann der Wechsel in die Eigenverantwortung schnell überfordernd sein. Damit Dir aber zur Prüfungsphase nicht die große Panik kommt, sind hier ein paar Tipps, wie Du stressfrei durchs Semester kommst.
Semesterplanung – Das Studium langfristig planen
Eine der Änderungen im Vergleich zur Schule ist, dass Du Dir je nach Studienfach Deinen Semesterplan und die Kurse selbst zusammenstellst. Dort liegen allerdings schon die ersten Tücken und nicht ohne Grund sind in den Einführungstagen an vielen Universitäten Fachschaften mit Angeboten zur gemeinsamen Semesterplanerstellung unterwegs.
Ganz grundsätzlich ist es schlau sich am Anfang der Studienzeit auf Fachschaftler zurückzukommen, denn diese haben mehrheitlich schon ein paar Semester hinter sich, und können hilfreiche Tipps zur Modulauswahl geben.
Wer aber sein Semester lieber selbst plant, der sollte einige Punkte beachten. Zuerst solltest Du Dich am Studienverlaufsplan orientieren. Viele Universitäten haben einen solchen Plan auf der Website des jeweiligen Faches. Dieser zeichnet einen Verlauf des Studiums auf, mit welchem der Abschluss in Regelstudienzeit erreicht werden kann.
Allerdings ist dieser Plan nicht immer verpflichtend, und Du kannst Dir deine Module nach eigenen Vorlieben planen. Denn ganz grundsätzlich ist es so, dass zwar einige Module aufeinander aufbauen und nur in der richtigen Reihenfolge abgeschlossen werden können.
Bei anderen ist die Abfolge der Module frei. Um Dich hier richtig zu informieren ist der Modulplan entscheidend. Dort stehen die Teilnahmevoraussetzungen und weitere Informationen wie Creditpoints und Prüfungsformen.
Ausnahmen kann es beispielsweise bei Fachhochschulen geben, wo der Stundenplan oft vorgegeben ist
Semesterwochenstunden – Das Semesterpensum richtig einschätzen
Damit Du Dich nicht übernimmst, solltest Du bei der Wahl der Veranstaltungen an den Semesterwochenstunden (SWS) orientieren. Diese geben an, wie viel Zeit in das jeweilige Seminar oder Vorlesung investiert werden kann. In der Regel sind mit den Wochenstunden aber nur 45 Minuten gemeint. Der Standardfall ist, dass eine Vorlesung oder ein Seminar 90 Minuten dauert und mit 2 SWS angegeben wird.
Doch Vorsicht! Die Zeit, welche in dieser Betrachtung noch fehlt, ist die Nachbereitung. Eine gute Faustregel ist, sich neben der Veranstaltungszeit die gleiche Menge an Zeit für Nach- beziehungsweise Vorbereitung zu reservieren. So ergibt sich aus einem Seminar mit 90 Minuten reiner Veranstaltungszeit ein Wochenpensum an 180 Minuten und damit 4 SWS.
Manchmal ist in den Modulplänen die Zeit fürs Selbststudium inkludiert. Das kann allerdings nicht nur zwischen Universitäten, sondern auch unter Umständen zwischen Fachbereichen unterschiedlich geregelt sein. Ein anderer Trick ist es, dass Du Dich an den Creditpoints orientierst, desto mehr Credits ein Modul bringt, desto höher ist im Allgemeinen der Zeitaufwand.
Einen Wochenplan erstellen

Bevor Dein Semester beginnt, ist es sinnvoll, sich einen Wochenplan zu erstellen. In diesem sollten die Veranstaltungen, Selbststudium, falls vorhanden, Arbeitszeiten im Nebenjob, aber ebenso Freizeit festgehalten werden.
Gerade wenn Du Probleme mit Prokrastination hast, ist es hilfreich sich an einem konkreten festen Plan orientieren zu können. Durch regelmäßige Abläufe stellt sich eine Gewohnheit ein, die Dir dabei hilft, die vorgenommenen Ziele auch zu erreichen. Falls Du keinen festen Plan hast, ist die Versuchung groß Aufgaben einfach zu verschieben und erst am letztmöglichen Zeitpunkt zu erledigen. Darunter kann nicht nur die Qualität der Arbeit leiden, sondern ebenso das Lernen an sich.
Gleichzeitig sollten aber genügend Ausgleichszeiten eingeplant werden. Denn Hobbys und soziale Kontakte sind wichtig, um zwischen den stressigeren Arbeitsphasen entspannen zu können. Ansonsten ist die Chance groß, Teil der unter Studierenden verbreitete Mental-Health-Krise zu werden. Burn-Out, Vereinsamung und chronischer Stress sind leider nicht erst seit Covid-19 stark angestiegen.
Den eigenen Arbeitsplatz optimieren
„Ich kann mich nicht konzentrieren in diesem Saustall“, dieser Gedanke ist Dir bestimmt auch schon einmal gekommen. Das ist nur natürlich, denn Dein Arbeitsplatz kann Deine Produktivität stark beeinflussen. Ein aufgeräumter und ordentlich organisierter Arbeitsbereich hat einen positiven Effekt.
Doch das ist leichter gesagt als getan, immerhin sind die typischen Studentenwohnungen nicht besonders groß. Hier muss also platzsparend gedacht werden, um Ordnung zu halten. Es kann für Dich eine Überlegung wert sein, einige Gegenstände einzulagern, um Platz zu gewinnen, etwa Winter- beziehungsweise Sommerkleidung oder Hobby- und Freizeitgegenstände wie ein Rennrad oder ein Teleskop.
Doch Sauberkeit und Ordnung sind nicht alles. Wenn Du während der Hausarbeitsphase viel Zeit am Schreibtisch verbringst, ist es wichtig, dass Du auf einen ergonomischen Arbeitsplatz setzt.
Ein verstellbarer Stuhl mit Lordosenstütze kann bei Rückenproblemen helfen und damit der Nacken nicht schmerzt, sollte der Bildschirm auf Kopfhöhe ausgerichtet sein. Um dem Karpaltunnelsyndrom vorzubeugen, gibt es Handgelenkauflagen für Tastatur und Maus.
Wenn Du bis spät in die Nacht arbeitest, kann eine Tageslichtlampe helfen, eine Ermüdung der Augen vorzubeugen und konzentrierter zu bleiben.
Falls Dir die eigenen vier Wände zu viele Ablenkungen bieten, gibt es immer noch den Klassiker, in der Bibliothek arbeiten. Dort kann fokussierter an den Aufgaben gesessen werden und die räumliche Trennung grenzt Studium und Freizeit besser ab. Dann gibt es kein schlechtes Gewissen mehr, wenn Du vom Fernseher auf den Schreibtisch schielst.
Lerngruppen bilden

Viele Studierende bilden in den Studienjahren Freundschaften zu Kommilitonen, welche oft ein Leben lang halten. Einige kommen durch Lerngruppen zustande. Diese haben für Dich den Vorteil, dass Du gemeinsam mit anderen den Stoff durchgehen kannst und Dich durch den Austausch intensiver mit der Materie beschäftigst.
Solltest Du etwa einmal in einer Veranstaltung fehlen, hast Du so auch jemanden, der Dir Aufzeichnungen und Aufgaben verpasster Sitzungen zukommen lassen kann. Und eine fest eingeplante Lerngruppensitzung sorgt, dafür, dass der innere Schweinehund leichter überwunden werden kann. Denn bei einem gemeinsamen festen Termin ist die Hemmschwelle kurzfristig Aufgaben beziehungsweise Treffen zu verschieben größer.
Effizienteres Lernen, bessere Struktur und sozialer Austausch, die Lerngruppe kann Dir all das bieten. Allerdings nur sofern Ihr effektiv arbeitet. Ein wenig Kaffeeklatsch ist nicht verkehrt, aber die Bearbeitung der Studieninhalte sollte den Löwenanteil Deiner Treffen ausmachen.
Wege um eine Lerngruppe zu bilden
Vielleicht fragst Du Dich aber wie Du eine solche Lerngruppe bildest? Möglicherweise bist Du neu in einer unbekannten Stadt und kennst niemanden? Beim Besuch von Veranstaltungen sind entweder bereits etablierte Grüppchen und andere haben, sobald die Veranstaltung endet schon Kopfhörer im Ohr und verlassen fluchtartig den Raum?
Die Lösung ist ganz einfach; sprich Leute an, denn nur so können Kontakte geknüpft werden. Such Dir schon vor Beginn der Vorlesung einen Platz in der Nähe von anderen und nicht einen möglichst Abseits.
Besuche Studiepartys, gerade auf Fachschaftspartys oder Ersti-Touren kannst Du Leute Deines eigenen Studienganges kennenlernen und so Mitglieder für Deine Lerngruppe finden.
Falls das alles nichts hilft, gibt es noch die Möglichkeit eines Aushangs am Schwarzen Brett oder die eigene Fachschaft um Hilfe zu bitten. Die drastischste aber auch erfolgversprechende Möglichkeit ist ganz einfach den Dozenten zu bitten, ob Du vor der Veranstaltung kurz auf Deine Absicht eine Lerngruppe zu bilden hinweisen kannst.
Wichtig ist dabei, dass es sowohl vom zwischenmenschlichen als auch vom Lerntyp mit den anderen Gruppenmitgliedern passt. Denn wenn Du eher der kommunikative Lerner bist und die anderen motorische Lerner, die in Ruhe Notizen schreiben wollen, sind Konflikte vorprogrammiert. Hier gilt, versuch mach klug. Selbst wenn es mit einer Gruppe nicht gepasst hat, spricht nichts dagegen sich eine neue Gruppe zu suchen.
Zum Schluss noch ein allgemeiner Hinweis, falls Du Dich überforderst oder gestresst fühlst, hol Dir Rat. Die meisten Universitäten haben eine Vielzahl an Stellen an die Du Dich in beinahe allen Lebenslagen wenden kannst. Sei es die allgemeine oder die Fachstudienberatung, der AStA, Fachschaften, das Studierendenwerk oder Hilfsangebote von Studenten wie zum Beispiel das Campusohr der Universität Trier. Wichtig ist nur, dass Du tätig wirst, wenn Du merkst, dass Dir alles zu viel wird.
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