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Seltene Studiengänge: Önologie und Angewandte Freizeitwissenschaften

Seltene Studiengaenge

In der Hängematte liegen und Wein „probieren“, während die anderen Studenten über Bücher brüten? Durch die Alpen wandern statt zu Hörsälen? Gedichte schreiben, statt Vorlesungsmitschriften? Weinfeste statt Prüfungsphasen?

Das sind die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, als ich zum ersten Mal von den Studiengängen der „Angewandten Freizeitwissenschaft“ oder „Önologie“ hörte. In der Tat sind das zwei eher seltene Studiengänge. In diesem Artikel lernst du Studieninhalte und Standorte kenne.

Die ersten Assoziationen der Orchideenfächer sind: Freizeit, soweit das Auge reicht. Irgendwo muss ja das „angewandte“ im Namen herkommen! Nun, ganz so entspannt ist die Realität dann leider doch nicht. Das Studium der Önologie besteht auch aus mehr als Wein trinken und Weinsorten auseinander halten zu können. Das Ziel dieses Studiums ist es, dich auf eine Zukunft im Weinbau vorzubereiten. Deswegen lernst du hier alles, was du schon immer über Wein wissen wolltest.

Voraussetzungen

Die erste Voraussetzung für das Bachelorstudium ist die allgemeine Hochschulreife. Zusätzlich musst du Englisch auf Niveau B1.2 beherrschen und ein 8-wöchiges betriebliches Praktikum in der Freizeit- oder Tourismusbranche absolviert haben. Das Praktikum kannst du weglassen, wenn du schon eine abgeschlossene Berufsausbildung in dem Bereich hast oder mindestens ein Jahr in diesem Bereich gearbeitet hast. Wenn du das Praktikum noch machen musst, beachte, dass du es an maximal zwei unterschiedlichen Einrichtungen absolvieren kannst.

Um in den Studiengang Önologie direkt in den Master einzusteigen, brauchst du ein erfolgreich abgeschlossenes Bachelorstudium in Weinbau, internationaler Weinwirtschaft oder in Agrarwissenschaft. Aber auch wenn du was ganz anderes studiert hast, kannst du jetzt noch einsteigen: Du musst nur Kenntnisse in den Naturwissenschaften, Weinbau, Agrarwissenschaft und -wirtschaft nachweisen können.

 

Ist das Freizeit oder ein Studium?

Önologie

Erstmal wirst du über Biologie, Bodenkunde und die Sorten der Rebe lernen. Welche Weinsorten gibt es? Und wie kommen die verschiedenen Arten mit Umwelteinflüssen zurecht? Gleichzeitig lernst du über Landwirtschaftskunde, über Betriebswirtschaft und über Marketing. Auch das Thema Qualitätsmanagement kommt nicht zu kurz. Über Weinpolitik und Weinrecht lernst du auch die Weinmärkte der Welt kennen. Nach dem Studium weißt du dann über die wichtigsten Erzeuger und Verbraucher Bescheid. Das Risiko im Weinbau kannst du ebenso richtig einschätzen. Auch über die notwendigen technischen Voraussetzungen und Prozesse der Weinproduktion wirst du dich auskennen. Außerdem wirst du nach dem Studium die Chemie und die Physik des Gärungsprozesses genau kennen. Um international arbeiten zu können, wirst du dein Englisch ausbauen. Wenn du all das gelernt hast, musst du nur noch eine wissenschaftliche Arbeit schreiben – dann hast du entweder den Bachelor oder den Master of Arts bzw. Science. Dieses Studium dauert sechs Semester und ist ein Vollzeitstudium. Ein Berufspraktikum ist auf jeden Fall vorgesehen. Auch ein Auslandssemester ist möglich.

Angewandte Freizeitwissenschaften

Also, ganz vereinfacht gesagt, beschäftigt sich das Studium mit der Frage, wie man seine freie Zeit am besten nutzt. Was kann man also alles tun, wenn man gerade nicht im Hörsaal oder bei der Arbeit sitzt? Lesen? Gärtnern? Sich Serien ansehen? Um diese Frage zu klären, beschäftigen sich angehende Freizeitwissenschaftler mit einem ganzen Bündel an Fächern: Soziologie, Psychologie, Pädagogik und die Sozialwissenschaften stehen auf dem Plan, genauso wie Wirtschaft und Management, Fremdsprachen und Natur- und Rechtswissenschaften.

Aber jetzt nochmal ein bisschen genauer: Soziologie und Psychologie spielen zum Beispiel im Modul „Soziologie und Psychologie der Freizeit und des Tourismus“ eine Rolle. Mit Soziologie beschäftigen sich die Studenten in „Methoden der Sozialforschung“ und mit Pädagogik in „Pädagogik der Freizeit und des Tourismus“.  Über Wirtschaft lernen angehende Freizeitwissenschaftler in „BWL für Freizeit und Tourismus“. Management spielt in „Freizeit- und Kulturmanagement“ eine große Rolle. „Recht“ steht genauso auf dem Plan, wie „Ökologie und Nachhaltigkeit in Freizeit und Tourismus“. Andere Module, mit denen sich die Studenten beschäftigen, sind „Freizeit und Tourismusmarketing“, „Reiseorganisation und Durchführung“, „Tourismuspolitik und Planung“ oder auch „Kultur und Kreativität“. Und auch die Praxiserfahrung kommt nicht zu kurz: Im Studienverlauf sind mehrere Praktika, Exkursionen und praktische Lehrveranstaltungen vorgesehen. Außerdem steht ein Auslandssemester auf dem Plan. Des Weiteren musst du in Semester drei und vier ein eigenes Projekt planen, organisieren und durchführen. Also alles in allem: Ganz schön vielfältig!

 

Abschluss in der Tasche und nun?

Wie eigentlich bei vielen Studiengängen ist die Frage, welche Jobs danach auf einen warten, nie so leicht zu beantworten. Doch die Fähigkeiten, die du bei einem Studium erwirbst, gehen meist über bloße Inhalte hinaus. Oft sind Teamarbeit, EDV-Kenntnisse, richtiges Recherchieren und noch mehr Dinge, die man so ganz nebenbei und selbstverständlich beim Studieren lernt. Aus diesem Grund wird man für viele Jobs vorbereitet, die nicht sofort auf der Hand liegen. Genauso ist es auch bei diesen zwei Exotenstudiengängen.

Önologie – Berufliche Perspektiven

Nun, du kannst zum Beispiel bei Weinherstellen oder Winzern arbeiten oder in einer Kellerei. Manche Absolventen finden in Prüfungsanstalten eine Anstellung. Andere arbeiten im Marketing, in der Beratung oder in der Kundenbetreuung. Wieder andere arbeiten nach ihrem Studium bei einer Zeitung der Fachpresse. Manche bleiben an der Universität und gehen in die Forschung und in die Lehre. Und natürlich gründen manche Absolventen auch ihre eigene Firma.

Angewandte Freizeitwissenschaften – Berufliche Perspektiven

Absolventen haben Kenntnisse betrieblicher Grundlagen, kennen sich mit Management aus, mit Marketing-Strategien und mit der aktuellen Rechtslage im Freizeitsektor. Sie können Konflikte lösen und zielgruppenorientiert Handeln. Sie können moderieren, präsentieren und diskutieren. Sie können in Fremdsprachen kommunizieren, wissen über Umweltschutz Bescheid und haben EDV-Kenntnisse. Das alles sind Fähigkeiten, die in vielen verschiedenen Berufsfeldern sehr gefragt sind. Absolventen findet man daher auch in vielen unterschiedlichen Bereichen: Sowohl im Fremdenverkehr und im Tourismus, als auch in Eventagenturen und in Kultur- und Freizeiteinrichtungen können Studenten eine Anstellung finden. Andere arbeiten in Fachverlägen, in Nicht-Regierungsorganisationen, im Besucherzentrums eines Nationalparks, an Volkshochschulen oder gehen in die Forschung.

 

Seltene Studiengänge studieren: wo?

Neugierig geworden? In der Schweiz kannst du den Studiengang Önologie in Nyon studieren. In Österreich kannst du den Studiengang an der Fachhochschule in Krems, an der Fachhochschule Burgenland und an der Universität für Bodenkultur in Wien studieren. In Deutschland findest du dieses Studium als Bachelor und Master an der Fachhochschule Geisenheim, an der der Master of Science verliehen wird. Außerdem wird es angeboten an der Hochschule Heilbronn, an der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, an der Technischen Hochschule in Bingen und an der Justus-Liebling-Universität in Gießen.

Angewandte Freizeitwissenschaften kannst du an der Hochschule in Bremen studieren. Neue Studenten können immer im Wintersemester einsteigen. Es handelt sich bei beiden Studiengängen um ein Vollzeitstudium.

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Saskia: Saskia studiert Digital Humanities im Master an der Universität Stuttgart und arbeitet nebenher als Werkstudentin bei Studibuch im Lager. In ihrer Freizeit liebt sie gute Bücher, brennt für die Kunst und versucht als wahrer Morgenmuffel ein Programm zu schreiben, das ihr morgens hilft das passende Outfit zusammenzustellen.