Der Buchhändler- ein Beruf, von dem viele nicht einmal wissen, dass er existiert. Doch was kann es Schöneres geben als sich den ganzen Tag mit Geschichten und Worten zu umgeben? In diesem Magazinbeitrag erfahrt Ihr, warum es sich lohnt, einen Blick hinter die Kulissen einer Buchhandlung zu wagen. Wenn Leidenschaft auf Zukunft trifft.
Schon immer war ich ein Bücherwurm und den Wochenendeinkauf mit meiner Mama brachte mir meist einen neuen Schatz für mein Bücherregal ein. Deshalb fasste ich bereits während meiner Abiturzeit den Entschluss, ein Praktikum in meiner ortsansässigen Buchhandlung zu machen. So richtig wohin mit mir wusste ich ja damals noch nicht. Doch nach den zwei Wochen hatte ich meinen Herzensberuf gefunden. Als nach dem Abitur aus meinem Plan mit dem dualen Studium in Richtung BWL nichts wurde, beschloss ich, mich für eine Ausbildung zur Buchhändlerin bei der Osianderschen Buchhandlung zu bewerben.
Gesagt, getan, bei der Bewerberrunde galt es ein Buch vorzustellen und so ein Gespräch mit einem Kunden zu simulieren. Mit einem meiner Lieblingsbücher von John Green „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ unter dem Arm, machte ich mich auf den Weg nach Tübingen. Am nächsten Tag kam bereits der Anruf mit der Zusage und so begann mein Abenteuer Ausbildung zur Buchhändlerin.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Die Ausbildung ist nach dem dualen System – theoretische und praktische Blöcke – aufgebaut. Verkürzungen sind möglich aber nicht die Regel. Leider ist der stationäre, unabhängige Buchhandel rückläufig, weshalb immer weniger Betriebe ausbilden und nur noch an wenigen Berufsschulen Buchhändler Klassen angeboten werden. Ich selbst hatte das Privileg an einer privaten Schule, speziell für Medienkaufleute und Buchhändler, zweimal für jeweils neun Wochen für einen Theorie-Block auf dem Mediacampus in Frankfurt zu sein. Die Kosten für Unterricht, Essen und Unterkunft wurden zum Großteil von meinem Unternehmen, also Osiander, übernommen. Die Zeit auf dem Mediacampus war jedes Mal ein absolutes Erlebnis, mehrmals die Woche besuchten uns verschiedene Verlage, die meist Autoren im Gepäck hatten, die für uns eine exklusive Lesung veranstalteten. Auch das Leben auf dem Campus und natürlich die ein oder andere Party im Libresso, dem Campus Café, machen die Zeit in Frankfurt zu etwas ganz Besonderem.
Was du benötigst für eine Ausbildung in der Welt der Bücher
Um die Ausbildung zum Buchhändler anzutreten, bedarf es der mittleren Reife oder des Abiturs. Letzteres ist natürlich insoweit ein Vorteil, dass 2-3 Jahre mehr Lebenserfahrung beim Kundenkontakt doch ausschlaggebend sein können. Weiterhin sollten Bewerber ein Gespür für Trends, Interesse am Zeitgeschehen und natürlich die Liebe zu Literatur mitbringen. Für introvertierte und schüchterne Menschen ist der Beruf keine gute Wahl. Schließlich muss auf die Kunden offen zugegangen werden und auch das ein oder andere Problem ist serviceorientiert zu lösen.
Ausbildung oder Studium – die Frage aller Fragen
Viele Leute fragten mich damals, warum ich nicht direkt ein Studium angeschlossen habe. Die Antwort für mich ganz klar. Nach 13 Jahren Schule wollte ich endlich was arbeiten und nach einem Arbeitstag einfach fertig mit meinen Aufgaben sein. Außerdem erschien es mir einfach unsinnig, etwas zu studieren von dem ich nicht wusste, wohin mich das führen sollte. Meiner Meinung nach sind viele Studiengänge sehr allgemein angelegt, und helfen einem kaum eine gute Wahl für das restliche Leben zu treffen. In meinem Fall hat mich die Ausbildung auch darin bestärkt einen buchnahen Studiengang zu belegen. Mit dem Studiengang Mediapublishing an der Hochschule der Medien in Stuttgart bin ich deshalb sehr glücklich.
Als Rat kann ich Euch nur mitgeben, so viel wie möglich auszuprobieren. Meist könnt Ihr so schnell Dinge ausschließen oder findet heraus, welche Aufgaben Euch besonders Spaß machen. Praktika sind zwar in der Regel schlecht bezahlt, geben Euch aber einen guten Einblick in verschiedene Berufe. Ich selbst habe nach meiner Ausbildung ein Praktikum im Verlag angeschlossen, um sicherzugehen, dass Bücher machen für mich genauso reizvoll ist wie diese zu verkaufen.
Falls Ihr mehr über einen Karriereweg in der Buchbranche erfahren wollt, lest gerne meinen Beitrag über den Studiengang Mediapublishing. Außerdem freue ich mich, wenn Ihr Eure Gedanken zum Thema Ausbildung oder Studium mit mir teilt und einen Kommentar hinterlasst.
Zusammenfassend bleibt nur zu sagen: Ich würde alles genau wieder so machen, außer vielleicht von Anfang an meine Brillen bei Fielmann kaufen 😉