Wie viele andere Menschen kurz vor Weihnachten lasse auch ich das Jahr Revue passieren. Überall höre ich „das Jahr ging rum wie nichts“ oder „ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist“. Wo geht die Zeit hin, wenn sie nicht mehr da ist? Puff, ein Tag weg, eine Woche, ein Monat. Was bleibt sind die Erinnerungen an das Gelebte. Je mehr Erlebtes da ist, desto erfüllter das Leben. Insgeheim ist das uns allen bewusst. Und doch lassen wir uns vom Alltag oft so vereinnahmen, dass wir am Ende alles machen, nur nicht das, was wirklich wertvoll ist. „Zeit ist Geld“ lautet heutzutage viel zu oft die Devise.
Wir werden von der Erfolgsvorstellung der Gesellschaft getrieben beruflich möglichst erfolgreich zu sein. Wir stecken wahnsinnig viel Zeit in unsere Ausbildung, noch mehr in Nebenjobs, lassen uns auf unterbezahlte Praktika und Trainee-Stellen zum Niedriglohn ein. Wir nutzen unsere besten Jahre, um uns eine finanzielle Startbahn aufzubauen, von der wir uns dann später irgendwann in die Sphären der Best-Verdiener abzuheben verhoffen. Je mehr Zeit ich mit arbeiten verbringe, desto mehr Geld ist da. Klar, so geht die Milchmädchenrechnung. Aber was passiert links und rechts von meinem Karriereweg? Oder noch viel wichtiger: Erfüllt mich meine Arbeit?
Selbstverwirklichung ist einer der größten Faktoren für Glücksempfinden. Es gibt Workaholics, die in ihrer Arbeit aufgehen und alles für sie geben. Dabei bleibt aber eins auf der Strecke – die erlebte Lebenszeit. Die Augenblicke, an die man als älterer Mensch mit einem Grinsen oder Zähneknirschen zurückdenkt. Am dritten Adventssonntag lag ich, wie jedes Jahr, mit Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte in der Hand auf meiner Couch, als mir dieser Gedanke zum wiederholten Mal kam. Für Ebenezer Scrooge zählt nichts außer seiner Arbeit. Er hasst Weihnachten, weil er an den Feiertagen kein Geld verdient und seinem Mitarbeiter Lohn zahlen muss, obwohl dieser gar nicht arbeitet. Für ihn ist das Fest der Liebe verschwendete Geld-Zeit. Erst mit einem Blick auf sein bisheriges, aktuelles und zukünftiges Leben wird dem Geschäftsmann bewusst, dass er in den letzten Jahren zu viel Zeit in die Arbeit gesteckt hat. Er bekommt noch die Kurve und verbringt seinen Lebensabend als veränderter Mensch. Scrooge ist zwar nur eine fiktive Figur und Dickens schon lange Tod, aber die Lektion der Geschichte ist genauso aktuell wie Mitte des 19. Jahrhunderts. Jedes Jahr zu Weihnachten erinnert sie mich daran, was wirklich zählt. Sein Leben primär mit Geld-Zeit zu füllen sorgt nur für eine Flut auf dem Konto und eine gewisse Gelassenheit.
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Es sind jedoch die Abenteuer-Zeiten, Liebes-Zeiten, Reise-Zeiten, Experimentier-Zeiten, Freunde-Zeiten und alle anderen erdenklichen Zeiten, die eine Lebenszeit wirklich wertvoll machen. Nichts umsonst heißt es, Zeit sei das größte Geschenk, das man jemandem machen kann. Denn sie ist limitiert, lässt sich genauso wenig zurückholen wie Zahnpasta, die aus der Tube draußen ist. Also, investieren wir ab sofort doch lieber wieder emotional in die Zukunft und nicht ausschließlich finanziell. Damit wir am Ende unseres Lebens reich an Erfahrungen sind, anstatt viel Geld zu besitzen, das uns weder zum Lachen bringt, noch Zeit in uns.
[box] Dieser Kolumnen-Beitrag von der Kostbarkeit der Zeit ist im Rahmen der Blog-Parade zum Thema „Zeit ist Geld“ von Finanzfisch entstanden. Um die weiteren Beiträge zu diesem Thema zu lesen, schaut auf seinem Blog vorbei. [/box]
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